Hallo Hüter,
wir bringen euch in Kooperation mit dem User "Throkir" eine Fanfiction-Story zum Destiny-Universum hier ins Forum!
Einen ganz besonderen Dank an Throkir an dieser Stelle und wir hoffen ihr erfreut euch an der Geschichte!
ZitatDestiny Fanfiction über die Geschichte der Gefallenen: Ich bin Tolliks, der Uralte. Zur rechten Zeit aus meiner Verbannung zurück, um meine Art, die Eliksni, aus der Dunkelheit zu ziehen. Setzt euch meine Brüder und Schwestern und hört eurer Geschichte. Hört wie alles begann, warum wir die große Maschine, den Reisenden zum Leben brauchen. Setzt euch und hört zu.
Ich erinnere mich. Lange, sehr lange, bevor der Mensch zwischen der Ausrottung meiner Art und dem Überleben stand, gab es Größeres. Bisweilen ruht es, doch es sehnt sich nach dem Licht, nach dem Äther, das wir brauchen: Die Dunkelheit.
Nun ist es Zeit zu erklären, warum wir hier sind, zu erklären, wie alles begann. Meine Kells vergaßen, verstritten sich, gründeten Häuser, dass es mir ekelte. Sie wurden Räuber, auf der Suche nach dem Erhalt ihres eigenen Lebens. Je weniger sie zu versorgen hatten, desto besser. Äther ist rar geworden. Aber wir brauchen es. So wie die Menschen und Erwachten Wasser brauchen. Äther ist Leben. Die Menschen benutzen es nur als Antriebsquelle, so wie wir es einst taten. Sie verstehen noch nicht, welche Kraft dahinter steckt. Ob als Gas oder flüssig. Äther ist eine Essenz des Lebens.
Nun ist es Zeit, meine Kells wieder zu rufen, sie zu versammeln. Sie davon abzuhalten sich gegenseitig zu töten. Ich bin Tolliks, der Uralte, gekommen um meine Art zu retten, die Eliksni aus der Dunkelheit zu ziehen. Ich bin durch Welten gewandert, die nicht einmal die Schar kennt; durch Universen gereist die ohne Sterne waren. Ich sah die Finsternis, ich erblickte ätherlose Zeiten und den Tod allen Lebens. Nun bin ich zur rechten Zeit zurück aus meiner Verbannung. Zeit zu erklären, warum es so war, warum es so ist, warum es nicht mehr so sein darf.
Mit Äther begann alles. Ein ganzer Ozean bedeckte unsere Welt. Äther so weit man blickte. Dort begannen wir. Lebten in Höhlen, so wie einige es noch immer tun. Doch auch Städte errichteten wir. Als wir viele waren wollten wir fort, mehr Welten finden, wissen, was es noch gab, außerhalb des Horizonts. Einige gründeten Häuser, bauten die ersten Ketsche, unsere großen Schiffe. Sie brachten uns von Welt zu Welt. Mit Äther trieben wir sie an und stellten fest, dass wir nur auf unserer Welt flüssiges fanden. Also bauten wir Maschinen, Maschinen die wir später verehren sollten: Servitoren. Sie steuerten die Ketschen, steuerten unsere kleineren Skiffe und versorgten uns mit dem Äther aus dem Weltenraum. Sie sicherten unser Überleben und bescherten uns Siege über andere Arten, auf anderen Planeten.
Wir feierten uns als Könige. Ich selbst wurde einst Tolliks Drah Ka genannt. Man rief mich den ersten Kell der Kells. Doch bald vergaß man meinen Namen in der Dunkelheit. Ich war dabei, als wir die erste dunkle Welt betraten. Wir töteten aus Angst das Gesindel, das wir später als die Schar kennenlernten. Ich wünschte wir hätten dies niemals getan. Denn etwas Schreckliches erhob sich in der Dunkelheit. Ein Grauen. Sie riefen sie Götter. Zwei von ihnen hassten wir abgrundtief: Oryx und Crota. Kreaturen, die sich unserer Welten bemächtigen wollten. Ihnen waren tausende Planeten und das unsterbliche Dasein nicht genug. Sie hatten einen Pakt mit der Dunkelheit geschlossen, als wir erbitterten Widerstand leisteten. Dann kam es. Das was viele meiner Brüder und Kells nicht überlebten. Eine Finsternis, unmöglich zu beschreiben.
Ein Schatten der das Äther aus unseren Servitoren zog und sie in Asche verwandelte. Unsere Ketschen in Stücke riss und eine Welt nach der anderen der Schar übergab.
Mächtig waren die Ruinen vergangener Tage, die wir auf diesen einen Planeten fanden. Vex, entzifferte mein Servitor ihre Kommunikation. Bemerkenswert war die Technologie. Denn die Vex selbst sind Maschinen. Maschinen, die Raum und Zeit trotzen. Es war noch lange bevor ich und meine Leute der Schar auf Oka, dem Schattenplanet, das erste Mal begegneten. Mein Servitor lenkte unsere Ketsch auf Befehl in die Atmosphäre der merkwürdigen Welt, die vor uns lag.
Bisher wussten wir noch nicht viel über die Vex, aber bald sollten sie unser Schicksal komplett beeinflussen.
Sie ließen Plattformen aus einem eigenartigen Gestein-Metallgemisch einfach so in der Landschaft erscheinen. Die Zeit forderte trotzdem ihren Tribut und deshalb zerfielen einige Konstrukte. Die Vex aber bauten sie nach und nach wieder auf. Aus Portalen kamen Maschinen, die vermutlich durch Äonen gereist waren, ohne auch nur lange zu warten. Überall platzierten sie ihre Technologie und nahmen Welten in Besitz. Ihr Beweggrund war mir damals noch unklar. Vielleicht zwang ihnen etwas einen Willen auf, das gesamte Universum in eine Vex-Ordnung zu drängen oder sie versuchten irgendwie zu überleben, indem sie Planeten in Versorgungsanlagen verwandelten. Dies waren allerdings nur zwei meiner Gedanken, die ich dazu hatte.
Ich war zu dieser Zeit noch kein König gewesen und man nannte mich noch nicht den Kell der Kells. Als ich meinen Fuß auf die von den Vex verwandelte Welt setzte, war ich ein einfacher Kell und reiste zusammen mit einem mir übergeordneten Kommandanten unserer Heimatwelt. Ich sagte, wir sollten die Technologie untersuchen, also wollte ich einige Vexmaschinen einfangen. Das stellte sich als nicht sehr einfach heraus. Denn sie waren bewaffnet und gaben ihre Technik nicht so einfach her.
Ich und meine Leute kämpften uns zu einem Portal durch. Dabei verlor ich viele gute Männer. Und leider blieb kein einziger Vex funktionstüchtig. Wir trafen sie immer genau und zerstörten ihre Herzen. Ja sie hatten Herzen, wie ich später feststellen sollte. Alles was ihnen fehlte, war ein eigener Wille. Sie gehorchten alle bedingungslos einer unbekannten Kraft, die sie jenseits von Raum und Zeit kontrollierte.
Jedenfalls hatten wir die Chance die Teile der zerstörten Vex zu untersuchen. Ich befahl sie einzusammeln, als ich eine kleine Vexmaschine entdeckte, die sich vor uns versteckte. Als sie mich sah, entschwand sie zu dem Portal, das wir bewachten. Ich sprang ihr ohne nachzudenken hinterher. Dabei umschloss mich zum ersten Mal die geballte Kraft des Sturmes. Arkus brannte sich durch meine Glieder und zog mich durch Raum und Zeit.
Und da war ich nun. In einer gewaltigen Halle. Überall standen deaktivierte oder im Ruhezustand befindliche Vexmaschinen, die aussahen, als seien sie uralt.
Ich versuchte mich leise voranzubewegen, die kleine Maschine im Blick.
Als ich sie erreichte, entfloh sie mir erneut. Diesmal aber wollte sie mich zum Narren halten. Sie schwebte über einen Abgrund und bewegte sich hin und her. Ich blickte hinunter und sah ein Arkusmeer. Überall zogen sich Blitze durch die Konstrukte, schlugen aus und gaben ihre Energie an andere Bauten ab. Es herrschte ein stetiger Austausch dieser Kraft. Ich fühlte mich elektrisiert, von Energie durchflutet.
Ich wusste nicht, wie mir geschah, aber das, was die Vex normalerweise auflud, verschaffte mir neue Fähigkeiten. Ich kostete von der Unsterblichkeit und verwendete Psi, um mir die kleine Vexmaschine zu schnappen. Sie konnte mir nicht entkommen, sodass ich sie letztlich doch in meinen Händen hielt. Als ich mich dem Portal zuwandte, hatten sich die ruhenden Vex aktiviert und ihre Waffen auf mich gerichtet. In der Mitte ihrer schirmartigen Köpfe leuchteten mich rote Lichter grimmig an.
Schnell zückte ich meinen Schrapnellwerfer und feuerte mein gesamtes Magazin leer, bis es mir gelang, mir einen Weg freizuschießen. Die Vex wollten mich aber nicht gehen lassen. Immer mehr kamen und zwangen mich in einen Spalt, der mich in einen anderen Raum führte. Dort bewahrten die Vex mit Arkus gefüllte Behälter auf. Ich schnappte mir einen und warf ihn durch den Spalt, wo er zerbrach und seine volle Energie entfaltete. Zwar luden sich die Vex mit Arkus auf, doch zu viel schien sie zu pulverisieren. Ich lief über ihre Trümmer hinweg und kehrte durch das Portal zurück zu meinen Leuten, die von einem gewaltigen Anmarsch von Vex bedroht wurden.
Ich hatte noch einige Arkusbehälter dabei und verband sie mit meiner Handfeuerwaffe. Die enthaltene Arkusenergie übertrug sich auf die Projektile und feuerte Schocksalven ab. Aber anstelle die Vex komplett zu zerstören, konzentrierte ich das Feuer auf ihre Köpfe und Arme, sodass sie nicht mehr sehen und schießen konnten.
Ich trug meinen Leuten auf die hilflosen Vex einzufangen und zurück zur Ketsch zu bringen. Die Herzen der Maschinen waren mit Schockkernen gespickt, die eine Menge Arkus speichern. Damit konnten wir neue Waffen herstellen.
Zurück auf der Heimatwelt ernannte man mich zum Kell-Kommandanten. Denn meine Entdeckung bescherte uns die Technologie, die bis heute unser Arsenal bestimmt: Schockpistolen, Schockklinge, Dolch, Granaten und noch viele nützliche Erfindungen mehr.
Aber mich interessierte mehr als nur Waffentechnologie. Da wir bereits das Feuer in „Solar“ umgewandelt hatten und damit Unglaubliches hervorbringen konnten und jetzt die Arkuskraft besaßen, fragte ich mich, was es noch da draußen gab.
Eine Ahnung ließ mich in die Finsternis des Weltenraums blicken.
Ich dachte, Vex wären willenlos, ich dachte, Maschinen hätten kein Wesen. Doch auch Servitoren haben einen eigenen Kopf. Wieso sollten die Vex nicht auch einen haben?
Ich dachte viel nach, als ich von meiner erfolgreichen Erkundung auf Dubka, der Maschinenwelt zurückkehrte. Die Herzen, die nützlich für unsere Waffen sind, hatte ich genauestens untersucht. Mein Servitor, Kaliks hatte sich dabei mit den Kernen verbunden und die Daten abgerufen. Ich war begeistert. Es stellte sich heraus, dass das Netzwerk der Vex gewaltig war. Raum und Zeit spielte dabei keine Rolle.
So hatten sie Kontakt zu Maschinen, die erst noch gebaut werden sollten und welchen, die wir auf Dubka vernichtet hatten, als existierten sie noch.Ich fragte mich: Auch wenn sie keine Seele haben sollten, wieso könnten sie nicht denken und fühlen, wie ein Servitor oder die Eliksni?
Der kleine Vex, den ich von Dubka mitgebracht hatte, befand sich geschützt in einem Behälter. Als ich ihn einfing, hatte ich seine Angst gespürt. Und als ich ihn in die Box steckte, hatte er mich seine Verärgerung durch einen hohen Ton spüren lassen. Nicht vergessen, bevor ich ihn in die Finger bekam, hatte er mich geärgert, mich zum Narren gehalten. So etwas machen doch keine Maschinen. Oder etwa doch?
Egal wie auch immer es war, ich trennte den kleinen Vex von dem Netzwerk und beobachtete sein Verhalten. Erzählt hatte ich das meinen Königen nicht und ebenso hatte ich meine Psi-Fähigkeiten verschwiegen. Ich wollte verhindern, dass man die Arkuskraft für etwas missbraucht, das uns letztlich in einen gewaltigen Machtkampf verwickeln könnte.
Aber noch vor der Dunkelheit sollte sich meine Art trennen, in Häuser, zwar mit mehr Ehre als heute, aber immer noch grässlicher Natur. Wieso nicht ein Volk sein, wieso nicht hüten und erweitern, was wir waren; was wir sind? Doch dazu ein andermal.
Ich taufte den kleinen Vex auf den Namen Keeshah. Es schien mir richtig ihn nach seiner deutlichsten Tat zu benennen: der Entfliehende. Später erhielt er noch andere Bezeichnungen, aber nicht von mir, von denen, die seine Hilfe zu schätzen wussten. Aber anfangs war er wild und ungestüm, keine Maschine in dem Sinne. Ohne sein Vex Netzwerk entwickelte er sich wie ein eigenes Wesen, ein ungezähmtes Tier.
Mit der Zeit gewann ich ihn lieb und auch er schien mich zu mögen, er wurde freundlicher, ruhiger. Anstatt ihn auseinanderzunehmen, beschenkte ich ihn. Ich gab ihm eine neue Hülle. Seine Alte war geschunden und setzte Rost an. Also fertigte ich eine aus dem Metall, welches wir auch für unsere Ketschen verwendeten. Er ließ es zu, als ich ihm das fertige Stück zeigte. Sowie ich seine Hülle entfernte, erkannte ich, dass er weder einfachen Strom, noch Arkus-Kraft benötigte; nein, er stellte sie sogar selbst her.
Sein Kern erschuf Arkus, Solar und eine mir unbekannte Energie, welche die Vex scheinbar auch verwendeten. Sie war mysteriös, schien unglaublich und ihr Ursprung liegt wohl in dem Nichts, das sich zwischen den Sternen, bis heute ausdehnt. Es war die Leere. Eine Kraft, die in Verbindung mit Arkus, Raum und Zeit vollkommen umdrehen konnte, ihr sogar trotzen. Mehr als normale Vex mit ihren Portalen dazu in der Lage sind.
Eine Unachtsamkeit sorgte eines Tages allerdings dafür, dass ich diese fantastische Maschine verlor:
Mittlerweile war es Alltag geworden, die Vex ihrer Schockkerne zu bestehlen, auch wenn wir eigene Quellen hatten. Ich war also mit einem Kell, der mir untergeordnet wurde auf Beutezug. Auf einer Vex-Welt, die mir Kaliks als Netka aus dem Zahlenwirrwarr der Maschinen übersetzte, fanden wir eine ausgezeichnete Stelle für einen Angriff. Die Vex schienen eine Versammlung zu halten. Sie standen alle um ein Portal herum und knieten, als beteten sie. Ich dachte, sie seien abgelenkt und bemerken uns nicht. Also befahl ich, die Maschinen dort anzugreifen.
Zuerst entsendeten wir die Schweber, neue Helferdrohnen unseres Waffenarsenals und der Erkundungsteams. Sie sollten die Vex in Zaum halten, während die Fußleute sich mit einigen Servitoren aufmachten, die Versammlung einzukreisen. Wie sich herausstellte, hatten die Vex uns bereits erwartet. Durch Raum und Zeit war das auch kein Problem. Aus der Portalanlage erschien eine gewaltige Vex Maschine, ein Nexus. Er zertrümmerte unsere Servitoren und tötete einige Leute. Das bedeutete für den Kell Túck, dass seine Leute weniger Äther hatten.
Nicht gut. Musste ich in meinen Bericht aufnehmen. War schlecht für Túck und mich. Aber ich wollte nicht, dass dieser Beutezug erfolglos ausging, da Gefallene sich nicht gerne zurückziehen.
Also ging ich mit meiner Ketsch in den Tiefflug, um die Bordgeschütze auf das Maschinenvieh abzufeuern. Das funktionierte, aber der Nexus beschädigte das Schiff stark. Für Reparaturarbeiten musste ich in Position bleiben, während die kleinere Ketsch, des untergeordneten Kells, sich uns anschloss. Ich wollte nicht rumstehen und trug Kaliks und dem Kell Túck auf, die Reparatur zu beaufsichtigen. Ich machte mich also mit Keeshah daran, die Überreste des zerstörten Nexus zu untersuchen.
Ich hatte so etwas schon öfter gemacht, aber noch auf keiner Vex-Welt. Ich dachte, ich könnte Keeshah genug vertrauen, dass er mir dort nicht entfloh. Doch etwas rief ihn. Ich spürte die Gegenwart einer gewaltigen Maschine ebenfalls durch das Portal hindurch, welches den Nexus zu uns führte. Keeshah schwebte dorthin. Ich folgte ihm, doch als ich noch einige Schritte entfernt war, wandte er sich um.
Ich sah in seinem blau leuchtenden Auge einen Abschied, verbunden mit Trauer. Er gab mir mit dieser Geste zu wissen, dass ich ihn gehen lassen musste. Also tat ich nichts ihm zu folgen oder erneut mit meinen Psi-Kräften an mich zu reißen. Ich gab ihn frei. Aber als er in dem Portal verschwandt, wusste ich, dass ich ihn wiedersehen würde. Verändert und mächtiger, aber noch derselbe Keeshah in seinem mechanischen Innern. Eine großartige Maschine, mit einem Geist wie für viele.
Noridan, eine staubige Welt. Sie war weder von Vex, noch von der Schar befallen.
Damals wusste ich noch nicht, dass es die Schar überhaupt gab. Aber was ich wusste war, dass zwei Mann hohe Kreaturen dort ihre Basen errichteten. Kaliks hörte ihren Funk ab. Sie kommunizierten von Einheit zu Einheit, waren wie eine Armee aufgebaut. Im Auftrag meiner Könige hatte ich schon öfters Kabalposten ausspioniert. Immer öfter verschlüsselten sie ihre Informationen so stark, dass ich Befehl gab die Basen anzugreifen, um die unverschlüsselten Daten zu stehlen.
Mittlerweile war das kein Problem mehr, denn ich reiste längst nicht mehr mit nur einer Ketsch. Sondern vier Ketschen, 15 Skiffs. Das war eine kleine Flotte. Ich verfügte über drei Kells und vier Unterkells und selbst wurde ich als Meister-Kell-Kommandant bezeichnet. Alles adlige Ränge, bevor Kells sich zu eigenen Königen erhoben. Der Krieg, den meine Spionagen und die Angriffe auf die Basen der Kabale in anderen Systemen hervorriefen, sollte den ersten Schritt unserer Teilung einleiten:
Wir beobachteten schon länger, dass die Kabale aus der Richtung des Galaxienkerns in unseren Sektor eindrangen. Vielleicht taten sie es, ohne von unserer Existenz zu wissen oder gerade wir waren ihr Ziel. Aber wovor die Könige am meisten Angst hatten, waren die Psionen. Diese hyperintelligente Spezies reist immer mit den größeren Kabaleinheiten. Einige abgefangene Nachrichten deuteten darauf hin, dass die Psionen an Vextechnologie gelangen wollten. Dabei wurden immer wieder Koordinaten eines Sterns zwischen den Einheiten gesendet, die zufällig auf eine von uns besetzte Vex-Welt schließen ließen. Noridan befand sich in eben genau diesem System.
Mir war klar, dass die Kabale bereits von uns wussten. Öfter geschah es, dass wir nach Überfällen Überlebende zurückließen. Diese berichteten von uns. Nun hatten sie ihre Truppenstärke verdoppelt und wollten bald auf Netka übersetzen, wo ich erst vor einigen Raumflügen Keeshah in die Freiheit entließ. Die Könige wollten nicht zulassen, dass eine unserer neuesten Schockkern-Quellen von einer anderen Art gestohlen würde. Ich holte also genug Informationen ein. Oder besser gesagt tat dies mein Servitor Kaliks, der damals innerhalb von kurzer Zeit, an Intelligenz zugelegt hatte.
Das bevorstehende Vorrücken der Kabaleinheiten löste eine Kriegserklärung der Könige als Antwort aus. Meine Flotte bekam Unterstützung von Túck, der selbst Kell-Kommandant geworden war. Zudem hatten sich drei Königsflotten im Hintergrund eingefunden, die das Hauptkommando der Kabale angreifen wollten. Wir begannen – als Begrüßung – mit einer orbitalen Bombadierung auf ein Einheitenlager. Kaum, dass die Arkusgranaten die Basis in Schutt und Asche gelegt hatten, starteten die Kabale ihre Transporter und Waffenschiffe. Auch das Hauptkommando setzte sich in Bewegung.
Ich und meine Kells hatten es perfekt geplant. Die Königsflotte sollte die Unterstützung der Aliens, von drei Seiten aus attackieren, sobald sie sich Noridan annährten. Allerdings schien sich keine Flotte – aus der geglaubten Richtung – auf dem Planeten zuzubewegen. Stattdessen fielen sie uns in den Rücken. Wir hatten mit Jägern zu kämpfen, die sich zwischen unsere Reihen mischten, als das Kommando direkt auf uns einschoss. Eine Ketsch wurde neben der meinen gedrängt. Die Explosion, die darauf folgte, zerfetzte das Schiff und beinahe auch mein eigenes.
Kaliks versuchte uns wieder in eine stabile Bahn zu bringen, doch die Ketsch war stark beschädigt und Noridans Anziehungskraft zog uns hinunter. Flammen umschlossen uns und es wurde schrecklich heiß. Die Hülle war eigentlich für einen Eintritt in die Atmosphäre gebaut, doch wenn empfindliche Stellen beschädigt waren, fing eine Ketsch auch Feuer und konnte sogar verglühen.
Ich hatte nur die Hoffnung, dass wir heil runterkamen und Kaliks und meine Leute überlebten. Leider hatte ich keine Sicht mehr hinaus und hielt mich nur in meinen Sitz fest. Auch Kaliks machte die schwarz verußte Sichtscheibe Probleme. Mein Servitor konnte die Ketsch nicht mehr manövrieren. Schließlich kamen wir hart auf. Das Schiff hinterließ sogar eine deutliche Spur im Sand. Glas umschloss die Ketsch und ich verlor das Bewusstsein. Ich weiß nur noch, dass ich nach vorne geschleudert wurde.
Kaliks versorgte mich mit Äther, als ich wieder zu mir kam. Dieser Servitor war hart im nehmen. Seine Hülle war beschädigt, aber er konnte noch, ohne Probleme aus Energie und Materie genug Äther für die gesamte Crew herstellen. Aber leider war nicht mehr viel von ihnen übrig. Einige wenige fanden sich auf der Brücke ein, scharrten sich um Kaliks und bewachten uns mit Schrapnellwerfern und Schockpistolen, für den Fall, dass Kabale in das Schiffswrack kämen. Ich setzte mich auf und bemerkte, dass mir ein Auge fehlte. Nun hatte ich nur noch drei Augen. Das war grauenvoll. Denn jeder Eliksni weiß, dass wir alle vier brauchen, genauso wie alle vier Arme. Und leider fehlte mir genauso mein unterer linker Arm. Er wurde mir von einem Trümmerteil abgetrennt. Ich leidete Höllenqualen. Nicht einmal das heilende Äther konnte meine Schmerzen betäuben.
Trotz meines Leides, wollte ich von Kaliks wissen, wie es um meine Flotte stand. Kaliks hatte nämlich immer eine Verbindung zu den anderen Servitoren gehabt. Also berichtete er mir: „Hauptketsch: Abgestürzt! Nebenketschen: Zwei zerstört, einer Einsatzbereit und auf der Flucht! Skiffe: Dreizehn zerstört, zwei auf der Flucht! Flotte von Kell-Kommandant Túck ist zerstört! Von Kommandant-Servitor des Hauptketsch: Kein Signal mehr! Unterstützung durch Königsflotte fehlgeschlagen! Ergebnis: Niederlage!“
Ich warf meinen Kopf zurück und brüllte. Ich rief so laut die schlimmsten Flüche, die es gab, sodass meine Leute vor Angst zusammenzuckten. Mit meiner letzten Kraft stand ich auf. Einer meiner Kells, der überlebt hatte, stützte mich. Ich wollte wissen wie viele es waren, wie es um unsere Waffen stand und warum wir noch lebten.
Dies war der Anfang, der Anfang eines Kriegs, gegen einen taktisch überlegenen Feind.
Wir hörten nichts von der Königsflotte, wir sahen keines unserer großen Ketsch-Schiffe am Himmel, des nächtlich kalten Planeten. Aber Taniks, mein neuer Kell-Kommandant sah immerzu gen Horizont. Sein Gesicht war entstellt; Wunden, wohin man sah. Seine Arme waren alle beisammen, seine Augen waren gesund, aber er sah traurig aus. Aber nicht wie jemand, der in die kalte Nacht gehen würde, um zu sterben. Nein, Taniks war stark, aber er hatte ein Leid. Er liebte die Servitoren und die Schweber, er beneidete sie. Ich sah, trotz eines fehlenden Auges, dass er seinen Körper hasste. Er hasste es, verletzlich zu sein. Er zollte mir Respekt und half mir auf, als ich aufstehen wollte. Er verbarg sein Mitleid, denn er war niemand, der seine Gefühle zeigte. Taniks war ein Sonderling. Zudem hatte er eine unangenehme Verbindung und Liebe zur Robotik.
Unsere Zivilisation war nicht gerade auf Mitgefühl und Gemeinschaft aufgebaut. Auch gab es so etwas wie Prothesen bei uns nicht. Es sollte erst noch Teil von uns werden. Und wiedereinmal war ich der Grund dafür. Eine Bürde, die ich zu tragen habe.
Wir saßen lange auf Noridan fest, ausgerechnet dort, wo niemand suchen würde. Servitor Kaliks hatte berechnet, dass wir durch den Eintritt in die Atmosphäre, hunderte Kilometer von der zerstörten Basis und allen besetzten Gebieten der Kabale abgekommen seien. Nicht einmal die Königsflotte würde uns in diesem Krieg aufspüren, falls sie nicht den endgültigen Rückzug angetreten hatten. Aber ich wusste, dass sie weiterkämpften. Es war eine Ahnung. Aber ehe sie uns fänden, wären wir verhungert. Nicht einmal Äther hielte uns so lange am Leben. Zudem kühlte unsere abgestürzte Ketsch schnell aus und wir mussten eine neue Wärmequelle schaffen.
Aus einem zerstörten Solar-Energie-Generator bauten wir einen Ofen. Er war provisorisch, aber funktionierte. Während wir die gesamte Ketsch auseinandernahmen, alles Wichtige für ein Fluggerät zusammensuchten, verbrachte ich viel Zeit damit, mich wieder einsatzfähig zu machen.
Auf Kato'ril, Heimatwelt unserer Art, lernte ich früh, wie man die Gelenke eines Läufers baut. Es waren schwere Kampfeinheiten, die für Invasionszwecke gefertigt wurden. Anfänglich hatten sie nur Solargeladene Rakten abgefeuert, mittlerweile können sie effektiv Schweber produzieren und sie besitzen mehrere Waffen zur Verteidigung, welche mit Arkus betrieben werden. Leider besaß ich keine solche Maschine an Board meiner Ketsch, aber den Bauplan hatte ich im Kopf. Ich baute eine kleinere Version, eines Läuferbeines und entwickelte in wenigen Tagen eine passende Hand dazu. Alle Technik probierte ich aus, bis ich die mechanische Prothese mit meinem Gehirn verband. Wie durch ein Wunder konnte ich so, mit Kraft meiner Gedanken, den notdürftigen Roboterarm bewegen. Die Fingerteile zuckten noch unbeherrscht herum, doch ich wollte diese Technik noch verbessern.
Taniks beaufsichtigte den Bau des Schiffs und plante, wie wir damit von Noridan fliehen konnten, denn Skiffs waren nicht für längere Weltraumflüge ausgelegt, geschweige denn, für das Verlassen eines Planeten. Nur Ketschen waren dazu in der Lage. Wir hatten also nur eine Möglichkeit. Die Energie, die uns einer der unbeschädigten Generatoren der Ketsch blieb, nutzen, um damit ein Kabal-Waffenschiff zu entern. Es sollte nicht leicht werden, überhaupt eines dieser Schiffe zu erreichen, aber Taniks zeigte sich zuversichtlich.
Zudem erkannte Kaliks eine vorrückende Kabaleinheit, die mit einem Waffenschiff bereits dabei war, einige Kiliometer entfernt, einen neuen Posten zu errichten. Allerdings entdeckten uns die Kabale sofort, wenn wir einfach so mit einem selbstgebastelten Skiff in ihren Posten einfallen würden. Deshalb entwickelte ich mit Taniks zusammen einen Tarnschild. Öfter schon benutzten die Spezialeinheiten der Könige Tarnschilde, die durch Arkus ermöglicht wurden. Es war einfach, also verwendeten wir die selbe Technik aus unseren Waffen dazu, uns zu verbergen.
Wir hatten keine Zeit mehr, hatten kaum noch Energie. Uns blieb nur genug, um die Wüste zu durchqueren eine Bruchlandung in den Posten der Kabale zu machen.
Ich hatte Angst. Schlecht für einen so hoch angesehenen Kell. Ich musste mich also zügeln. Dennoch war es anstrengend. Die Kabale waren harte Gegner und ich gebe zu, damals hatte ich die Ketsch ungern verlassen. Er war über viele Raumfahrten hinweg mein Zuhause gewesen, meine zweite Heimat. Ich hatte noch nie länger auf einer Welt Halt gemacht, um diese damit zu vergleichen. „Mirtluko“, Weltenraumgeschenk, meine Ketsch; mein Schiff. Es gab ein Neues, aber dennoch war dieses eine mein Zuhause gewesen. Es war aber an der Zeit loszulassen, Abschied zu nehmen. Dort, wo ich Keeshah aufzog, wie ein Kind, ein robotisiertes Kind, ein Vex oder doch nicht? Dort wo ich Zeit meines Lebens verbrachte.
Ich blickte einmal zurück, danach sah ich voraus. In dem engen Skiff hatten 44 Platz gefunden. Einige saßen direkt an den Luken und hielten die Drahtgewehre bereit, andere sicherten die Schockgraneten. Sie alle waren kampfbereit und sie folgten mir. Kaliks steuerte den Skiff durch die Sanddünen. So konnten uns die Scanner der Kabale zwischen all dem Sand nicht wahrnehmen.
Nach einigen Stunden sahen wir die Basis. Es war ein kleiner Außenposten, mit einigen Verteidigungsanlagen, aber noch im Aufbau. Das Waffenschiff stand perfekt. Die große Laderampe war ausgefahren und entblößte eine Lagerhalle im Innern, die unsere Freikarte zum Entern war. Ohne zu zögern, steuerte Kaliks uns hinein. Gerade war uns die Energie ausgegangen und wir schlitterten nur noch über das Metall des überdimensionalen Frachtraumes. Meine Leute feuerten schon mit den Drahtgewehren und warfen Granaten, bevor der Tarnschild ausfiel. Die Kabale in der Halle wurden überrascht. Sofort erklang ein grässlicher Lärm von überall. Sie schlugen Alarm. Ich schickte Taniks die Türen zum Rest des Schiffs zu sichern, während ich selbst gemeinsam mit Kaliks versuchte, die Laderampe zu verschließen, denn die Kabale des Postens hatten sich bereits daran gemacht, diese hinaufzulaufen. In ihren springenden Bewegungen sahen diese massigen Kreaturen sowohl witzig, als auch beängstigend aus.
Wir hielten sie mit Schrappnellwerfern und Drahtgewehren davon ab, hineinzukommen. Arkusblitze schossen auf die Kabale zu und großkalibrige Geschosse antworteten. Ein Mann neben mir wurde mit einem Treffer zerfetzt. Die anderen wichen mühevoll den granatengleichen Kugeln aus. Es gab einige Explosionen und Verluste, ehe es Kaliks endlich gelang, die Laderampe zu verschließen. Nun mussten wir das Waffenschiff komplett besetzen. Es waren immer noch einige Psionen und Kabale an Board. Mein Servitor gab Taniks Stimme wieder, der die Brücke eingenommen hatte:
„Schlaue Biester haben Startsystem blockiert. Besitzen untere Ebenen und den Reaktorraum. Brauchen Kaliks auf der Brücke!“
Ich entgegnete ihm: „Kaliks kommt, ich nehme mir einige Männer und stürme den Reaktorraum! Du musst die Geschütze des Waffenschiffs bereit machen und die Kabale abhalten reinzukommen!“
Ich vernahm ein Alarmsignal vom anderen Ende des Frachtraumes, sobald Kaliks in die oberen Ebenen, auf dem Weg zur Brücke verschwunden war. Leider hatte dieser Laut nichts Gutes für mich und die Männer beim Ladetor zu bedeuten. Wir behielten eine große Tür im Blick, dessen Riegel sich drehten und mit einem Zischen stillstanden. Ein schweres Geräusch auf der anderen Seite unterstützte meine Sorge. Die Männer um mich herum sahen verängstigt aus. Die Drahtgewehre waren fest auf die Tür gerichtet, doch ich befürchtete, dass sie für das, was dort herauskommen würde, nicht reichten.
Metall auf Metall. Ein Knall und eine leere Patronenhülse, die klirrend auf dem Boden landete. Eine Vorwarnung auf die sofort aufeinanderfolgenden Schüsse.
Ich sah nur die großen Kugeln, die auf uns zurasten. Mit ungeheuerlichem Lärm prasselten sie gegen die Ladeluke und zerfetzten auf dem Weg zwei meiner Leute. Einer fiel zu Boden. Ich selbst wich dem Hagel aus. Dieses Ding, was uns zerstreut hatte, war ein schwer gepanzerter Kabale. Er wirkte größer als alle anderen Aliens, die ich gesehen hatte. An seinem Nackenpanzer trug er eine Art geschmückten Fächer, der seinen hohen Rang verdeutlichte.
Ich hatte Mühe seinen Schüssen auszuweichen, denn eine so schnell feuernde Waffe hatte ich bis dahin noch niemals erlebt. Doch auch den Kabalen ging mal die Munition aus. Ich sah mich schon durchbohrt von einer dieser Kugeln, als das Maschinengewehr des Koloss klemmte. Genau in diesem Moment wollte ich auf den großen losgehen, als eine Menge Psion hinter ihm hervortraten und das Feuer mit ihren nervigen kleinen Kanonen eröffneten. Ich hörte das Surren der Drahtgewehre und sah, wie einige der psionischen Wesen zu Boden gingen. Einige lebten noch also schoss ich mit einem Schrapnellwerfer und trennte die letzten voneinander, da hörte ich das unangenehme Klicken einer aufgeladenen Kabalwaffe. Ohne Verzögerung begann erneut ein Kugelhagel im Laderaum zu toben. Weitere meiner Leute fielen. Ich selbst verschanzte mich hinter einem großen Behälter. Ich hatte die Hoffnung, dass die anderen irgendwo Deckung fanden. Umsehen konnte ich mich nicht und Befehle rufen ebenso wenig. Die Halle war von Lärm erfüllt. Der Boden vibrierte unter meinen Füßen und ich verspürte das unangenehme Gefühl meiner mechanischen Prothese, die an meiner Haut klemmte.
Plötzlich wurde es wieder still. Ich prüfte vorsichtig, ob es wirklich sicher war. Als mein Blick in die Richtung des Kabalen gewandert war, begann erneut ein Kugelhagel. Sofort war ich wieder in Deckung. Dort war es aber langsam nicht mehr sicher. Ich vernahm die schweren Schritte dieses Koloss. Er kam näher. Einige kleinere Stimmen diskutierten in einer fremden Sprache miteinander. Psion. Sie gingen mit leisen Schritten ihrem Befehlshaber voraus. Sie entdeckten mich, aber ich wehrte mich. Der erste den ich zu Gesicht bekam packte ich am Bein und riss ihn zu Boden. Er rief schrill etwas heraus, dann rammte ich ihn meinen Schockdolch in die Brust. Er war sofort tot. Der zweite demonstrierte seine Kräfte und schleuderte eine Arkuswelle auf mich zu. Die Energie erfasste mich und ich wurde zurückgeschleudert. Obwohl diese Kreaturen kleiner als ich waren, hatte ich schwer mit ihnen zu kämpfen.
Ihre Arkus-Fähigkeiten waren den Meinen weit voraus. Also half mir nur Feuerkraft. Mein Schrapnellwerfer fegte zwei weitere weg, was den letzten verärgerte. Der Psion sprang mich an und schlug mit seiner Waffe auf mich ein. Ein Schuss löste sich, doch ich konnte ihm ausweichen. Dafür hatte es den kleinen Alien allerdings schwer erwischt. Ich warf ihn von mir runter und ergriff seine Waffe. Im selben Zug sprang ich hinter der Deckung hervor und schleuderte dem Kabal-Anführer einige Projektile entgegen. Ich hatte nicht gedacht, dass ich damit irgend etwas bewirken konnte, doch ich traf eine Dichtung seines Helmes, worauf dieser von seinem Anzug absprang und ein gewaltiger Knall den gesamten Druck daraus entließ. Seine gewohnte Atmosphäre war aus dem Anzug entwichen und er würgte erbärmlich, ehe er schwer zu Boden fiel. Nun hatte ich einen Schwachpunkt gefunden.
Ich vernahm Taniks Stimme von der oberen Ebene: „Wir sind bereit zu starten, Meister Tolliks. Aber wie...?!“ Er brach mittendrin ab, als er das Chaos richtig wahrgenommen hatte. Ich gab ohne auf sein Verhalten zu achten an, dass wir starten sollten.
Während Taniks wieder auf dem Weg zur Brücke war, sah ich mich in der Halle um. Ich war als einziger übrig. Der Kabalanführer hatte niemanden unversehrt gelassen. Das Blut meiner Leute klebte überall auf dem metallenen Boden. Beinahe hätte ich den verletzten Psion vergessen, der mittlerweile wieder aufgestanden war, um zur Konsole zu glangen, welche das Tor öffnen konnte. Ich ergriff ihn. Es war nicht schwer ihn hinter mir herzuziehen.Zwar verteilte ich sein Blut in den Gängen, aber ich hatte einen unbändigen Hass auf diese Kreatur, also war es mir egal.
Gerade noch lebendig ließ ich ihn von Taniks in einem anderen Raum zusammenflicken. Eine Informationsquelle mehr. Den Start beaufsichtigte ich.
Auf der großen Brücke waren jede Menge Bedienfelder. Die fremdartigen Symbole darauf hatte ich schon öfters gesehen, aber das Lesen war mir unmöglich. Kaliks übernahm das. Er rechnete genau aus, was für was stand und schwebte mehrfach durch den Raum.
Die runde lila Kugel in einem grauen Raum fiel auf. Plötzlich setzte sich das Waffenschiff in Bewegung. In kurzer Zeit wandten wir uns den Weltenraum entgegen und verließen geschwind diesen Planeten. Doch wir waren nicht alleine. Die Kabale gaben nicht einfach so eines ihrer Schiffe auf. Kaliks machte drei Verfolger aus. Einige Männer auf der Brücke sahen bereits schockiert drein. Ich wies meinen Servitor an, die Waffensysteme einzusetzen. Ich hörte ein bestätigendes Klicken, dann gingen mehrere Beben durch das Schiff. Auf dem Schirm sah ich, wie einer der Verfolger auseinanderbrach.
Die anderen beiden wichen aus und eröffneten ebenfalls das Feuer. Kaliks lenkte unseres zur Seite, um den Angriffen auszuweichen. Es schien den Kabalen egal, ob hier noch einige ihrer Leute an Bord waren, lieber sahen sie das Schiff zerstört. Wieder mehrere Beben. Ein weiterer Verfolger brach im Weltenraum auseinander.
Der Letzte ließ nicht locker. Obwohl Kaliks schon mehrfach auf ihn geschossen hatte und wir mittlerweile weit von Noridan entfernt waren, verfolgte er uns weiter. Plötzlich explodierte das Kabalschiff hinter uns. Ein Arkus-Projektil durchbohrte es und alle auf der Brücke suchten dessen Ursprung. Und da war sie, die größte Gefallenen Flotte, die jemals den Weltenraum durchstreifte. Viele Ketschen folgten in Formation den gewaltigen Sprungschiffen der Könige. Kaliks sendete unverzüglich einen Hilferuf, damit uns die Flotte nicht für ein Kabalspäher hielt. Und wir hatten Glück. Das Hauptsprungschiff gab uns Order in den Hangar zu fliegen. Kaliks nahm die Befehle ohne zu zögern an und landete das Kabalschiff.
Sel'klahr trat an mich heran, als man mich und meine Leute versorgte. Er war der oberste König der Flotte. Er wollte wissen, wie wir an das Waffenschiff der Kabale kamen, also erzählte ich alles und ließ kein Detail aus; angefangen mit dem ersten Angriff auf die Kabalbasis, wobei meine Ketsch schwer beschädigt wurde.
Der König zeigte sich beeindruckt. Seine vier Augen sahen mich prüfend an. Nachdem er mich etwas verunsichert hatte, reichte er mir seine obere rechte und untere linke Hand. Gleichsam streckte ich ihm, meine entgegen und wir schlugen auf Gefallenenart ein. Dabei bemerkte der König meinen mechanischen Arm. Ich hatte ihm zwar davon erzählt, aber dennoch blickte er die Prothese an, als sähe er sie das erste Mal.
Er blickte wieder in mein Gesicht und sprach: „Respekt. Für Handwerkskunst, Überleben und Kampfführung. Ich ernenne dich zu einen Königs-Kell. Ab heute stehst du, Tolliks, mir zur Seite! Ketschen sollen dir folgen! Dein Kommandant soll weiterhin dein bleiben.“, dabei sah er kurz zu Taniks hinüber, dann fuhr er fort: „Meine Leute geben euch Sprungschiff! Wir müssen einen Kampf gewinnen!“ Mit diesen Worten ging König Sel'klahr wieder.
Ich kniete mich, bis er weg war. Dabei zitterte ich ein wenig. Mir wurde eine Ehre gewahr, die ich noch nicht fassen konnte. Doch es war nicht vorbei. Die Kabale rüsteten auf und scheinbar setzten sie, trotz allem Widerstand, auf Netka über.
Der Feind war Stratege und jeder Schritt, den wir unternahmen, konnte er vielleicht schon voraussehen. Aber eines sah er nicht:
Ich bekam neue Soldaten und ließ meinen Servitor reparieren. Dann besetzten wir das Waffenschiff der Kabale und sorgten dafür, dass Kaliks mit den Kabalen Kontakt aufnahm. Mittlerweile konnte er ihre gesamte Sprache. So tarnten wir uns als einer von ihnen. Es war zwar riskant, aber wir wollten mit dem Feind auf Netka übersetzen, um ihn zu infiltrieren.
Ich war mir sicher, dass es schwierig werden würde, aber mit der Akrus Technologie, die ich auf Noridan entwickelte, um den provisorischen Skiff unsichtbar zu machen, folgten uns heimlich ein paar Ketschen. Es musste einfach klappen!
Keiner hätte gedacht, dass wir Vex beschützen würden, aber Netka war wichtig. Nicht umsonst hatten die Maschinen diesen Planeten befallen. Er lag taktisch perfekt. Genau die richtige Entfernung zum Zentralgestirn, abgestimmte Masse und jede Menge Rohstoffe und Energiequellen. Den Kabalen lag mehr daran, als nur diesen strategischen Punkt einzunehmen. Sie wollten an die Vex. Die Könige hatten es bereits geahnt, Servitor Kaliks es bereits ausgerechnet. Und ich? Ich wusste es irgendw
Am Board des Alienschiffes fühlte ich mich klein. Auch wenn die Psion ungefähr ähnliche Körpergrößen hatten, wie halbjährige unserer Spezies, war das Meiste einfach nur gigantisch. Überdimensionale Schaltflächen und Stühle, für die Anführer. Einige wenige Armaturen waren niedrig genug, um einen Blick darauf zu werfen.
Für Kaliks war das alles kein Problem. Er schwebte geschwind von Konsole zu Konsole und sandte falsche Signale aus. Die Kabele glaubten uns, denn wir hatten Glück einen hochrangigen Gefangenen zu haben. Der Psion schwieg zwar, aber wir stahlen seinen Identifikationscode.
Wir sahen bei unserer Ankunft bereits ein gewaltiges Kabalschiff im Orbit von Netka vor Anker liegen, als ein unverständlicher Bericht auf allen Kanälen an die Flotte ging. Die Kabale auf Noridan riefen um Hilfe. Doch das Kommando gab keine Befehle einen Teil der Flotte zurückzuschicken. Das war schlecht.
Gleichzeitig kontaktierten uns die getarnten Ketschen, die sich in unserem Schatten aufhielten.
Einige Capitans und Kells gaben an, dass ihre Arkusenergie nachließe und die Tarnung bald ausfallen würde. Ich wies Kaliks an, das Waffenschiff in dem Hangar des Kabal-Kommandos zu landen. Die Ketschen sollten folgen.
Alles lief wie geplant. Kaliks fragte zur Landung an, um Reparaturen durchzuführen und sie genehmigten.
Es war geradezu einfach. Bei den Kabalen herrschte zwar Strenge, aber sie waren zu hochmütig, um zu glauben, dass Gefallene eines ihrer Schiffe verwenden würden. Oder waren wir zu hochmütig zu glauben, dass sie dies nicht vorausgesehen hätten?
Und deshalb empfing uns an Board des großen Schiffes ein Aufkommen von Psion und schweren Kabaleinheiten. Ich sah zu Taniks hinüber, dessen Blick von meinem mechanischen Arm zu meinem Gesicht wanderte. Ich ignorierte dieses Verhalten und er verheimlichte seine Gedanken. Stattdessen wandten wir uns dem Alienproblem zu.
„Feuer!“, rief ich. Kaliks aktivierte alle Waffensysteme und zerschoss den gesamten Hangar. Kurz danach drang ein ohrenbetäubender Lärm durch das Schiff. 15 Ketschen waren uns unsichtbar gefolgt. Nun war ihnen die Energie ausgegangen und sie verloren die Tarnung. Einige griffen sofort die kleineren Kabalschiffe an, andere steuerten auf die Oberfläche von Netka, wo schon einige Einheiten gelandet waren.
Obwohl wir sie sichtlich überrascht hatten, brach ein unkontrollierbares Chaos aus.
Unsere Ketschen draußen wurden schnell zerstört, aber im Hangar des Kommandos, waren wir vor den Waffensystemen relativ sicher. Ich befahl allen, die Schiffe zu verlassen und das Kommando Schiff einzunehmen. Niedere Pilot-Servitoren sollten dann unsere Transporter hinaussteuern und für Ablenkung sorgen. Eine Ketsch stand allerdings noch bereit. Für den Fall des Rückzugs.
Das schwere Tor des Waffenschiffs öffnete sich und wir legten alle unsere äthergefüllten Masken an, luden unsere Drahtgewehre, Schockpistolen und neueren Versengungswaffen. Ich legte ebenfalls eine dieser schweren Kanonen an und hielt sie bereit. Sie hatte ein ordentliches Gewicht, darum stützte ich sie auf meiner Schulter.
Kaum öffnete sich das Tor, wurde alle Luft ausgesogen und wir rannten ohne zu stoppen hinaus. Einige Kabale kamen aus dem Hauptkorridor und eröffneten das Feuer. Keiner erwiderte, bis auf mich. Der Solarofen in der Versengungswaffe glühte und pfiff. Schließlich entrann dem Lauf ein mächtiges brennendes Projektil, das einen flammenden Schweif hinter sich herzog. Bei seinem Aufprall ließ es nichts als tote Aliens und einem Loch in der Wand zurück. Kurz darauf leitete uns Kaliks über Funk immer tiefer ins Schiff. Es waren gewaltige Gänge und Räume, die wir passierten. Doch wir brauchten vermutlich länger als die Erbauer dieses Monstrums, um überhaupt irgendeinen wichtigen Raum zu erreichen. Ziel waren die Triebwerk- und Lebenserhaltungssysteme. Die Brücke einzunehmen, hatte sich als viel zu gefährlich erwiesen.
„Links! Fahrstuhlsystem bis Ebene 3 unterste Decks verwenden!“, drang Kaliks Stimme in meinen Ohren. Wir sicherten die ebenfalls großen Fahrstühle und fuhren los.
Auf der Aliensprache erklangen die Bezeichnungen für die Etagen. Ich konzentrierte meinen Blick auf die Anzeige rechts von mir. Die Symbole waren so viel anders, aber sie schienen einen Sinn zu haben. Meine Neugier gewann wieder einmal und ich vergaß beinahe alles, als ich versuchte die Schrift zu verstehen. Plötzlich öffneten sich die Fahrstuhlflügel und offenbarten uns eine Waffenkammer, in welcher sich gerade ein paar Dutzend Kabale ausrüsteten. Einer der größeren schrie laut auf und baute sich kräftig auf, mit einem Maschinengewehr im Anschlag. Wir strömten aus dem Fahrstuhl und eröffneten das Feuer. Ich schoss mehrere Versengungsprojektile in die Kammer und hörte aufschreiende Psion und sterbende Kabale. Ich kam wieder hinter der Deckung hervor und wollte ein weiteres Mal feuern. Doch ehe ich abdrückte, sah ich, wie sich die Wand hinter den Kabalen aufspaltete. Metall dehnte sich, brach und schien sich zu entfernen. Dann wurde es schrecklich laut. Dunkelheit ersetzte die Waffenkammer und zog alles in sich auf. Luft presste sich hinaus, in den Weltenraum. Die Versengungswaffe entglitt mir. Ich wollte nach etwas greifen, woran ich mich festhalten konnte, doch ich bekam nichts zu fassen. Stattdessen kollidierte ich mit einem Kabal und ich begann, mich unaufhaltsam im Kreis zu drehen. Das Bild vom Kabal-Kommando Schiff wechselte sich schnell und immer schneller mit dem Anblick von Netka, den Sternen und einer näherkommenden Königsflotte ab. Ich geriet in Panik. Aber ich lebte. Allerdings war es kalt. Mehr als mir lieb war.
Plötzlich wurde ich langsamer und durch meine Bewegungen konnte ich mich endgültig in der Schwerelosigkeit zum Stoppen bringen. Ich sah zu dem Loch in der Außenhülle, durch das ich hinausgeschleudert wurde. Trümmer und Kabale traten immer noch den Weg in die Kälte an. Die entweichende Luft bildete einen Trichter in alle Richtungen. Mit einem Mal ging ein gewaltiges Inferno daraus hervor. Weitere Ebenen darüber wurden in den Weltenraum gepresst und die Flammen schlugen weit aus.
Ich hörte nichts. Keinen Knall, kein Geräusch. Nur mein atmen. Schneller und schneller. Dann versuchte ich mich zu beruhigen, und einen Ausweg zu finden. Als es jedoch aussichtslos erschien, sah ich auf das Resultat der Explosion. Ich dachte an Taniks und die Soldaten. Wenn sie nicht genauso wie ich hinausgezogen wurden, dann brachte sie sicher das Feuer um.
Ich hatte das angerichtet. Ich hatte Hüllen brechende Munition abgefeuert.
Ich versank so tief in meiner Schuld, dass ich immer schwächer wurde. Meine vier Arme ruderten automatisch, ich spürte sie kaum noch. Meine Beine hörten auf sich zu bewegen. Das Schiff vor meinen Augen verschwamm. Ich verlor langsam das Bewusstsein. Doch vorher erblickte ich etwas. Es schien irrelevant. Aber für das, was noch folgen sollte, war es zu wichtig, um es nicht zu erwähnen:
Ein Stern, ein Planet. Es war beides zusammen. Es war eine Kugel, runder noch als ein Planet. Weiß war sein Äußeres. Und etwas sagte mir, dass es mich ansah. Es war groß, aber weit entfernt. Doch ich wusste es irgendwie. Es sah mich an, bevor ich nur noch Dunkelheit erblickte.
Erneut fand ich mich neben Kaliks wieder, dessen Äther meine Erfrierungen behandelte.
Ich lebte. Und ich spürte wieder neue Kraft in meinen noch bestehenden Gliedmaßen. Diesmal allerdings waren keine Weiteren verloren gegangen. Froh darüber atmete ich aus und sog das Äther in mich hinein. Langsam und erleichtert. Taniks, der im selben Raum war, blickte mich mit blitzenden Augen an.
„Ihr habt es geschafft!“, begrüßte er mich.
Hinter ihm trat König Sel'klahr hervor. Er hatte mein Erwachen mitbekommen und sah erfreut aus. „Ja sie haben getan, was du aufgetragen hast. Tolliks. Die Aliens sind so gut wie besiegt! Das Kabal-Kommandoschiff ist auf Netka gestürzt. Kommunikation lahmgelegt, sie können also nichts raussenden. Aber wir brauchen die Informationen von dort! Bring mir alles, dann wirst du im Rat aufgenommen!“, trug Sel'klahr auf.
Dieser Ehre bewusst, verneigte ich mich, die beiden Unterarme zur Seite ausgestreckt und die oberen nach vorne, während ich auf den Boden starrte.
„Daten von Kabalschiff werde ich euch besorgen! Trashial Sel'klahr, mein Lord!“, gab ich respektvoll zurück. Ich spürte, wie der König über meine hochgehaltenen Hände strich. Ein Zeichen, dass ich mich wieder erheben durfte. Ohne weitere Worte wand sich Sel'klahr um und verließ den Raum in Begleitung von zwei Wachen, dessen Rüstungen mit dem gelben Banner der Könige geziert waren.
Als er fort war, sah ich auf meine Männer. Alle waren kampfbereit und geboten mir Ehrerbietung. Auch Taniks verneigte sich. Dann ging er zu einer länglichen Ablage hinüber, die von einem roten Tuch bedeckt war, auf dem Waffen jeder Art angereiht lagen. Er baute ein Gewehr zusammen und lud es mit Schockkernen. Ich tat es ihm gleich. Nutzte die Gelegenheit, um zu fragen, was geschehen war.
Taniks sprach zögerlich. Er sagte, sie hätten große Verluste gemacht und entkamen der Explosion nur knapp. Und plötzlich verlor ich das Vertrauen in diesen jungen Kell. Er merkte an, vom König nicht beachtet und befördert zu werden. Er versuchte es nicht direkt auszusprechen, aber er war wütend auf mich. Er gab mir die Schuld daran. Leider hatte er recht. Er hatte so recht. Doch ich vermittelte ihm nicht das Gefühl. Stattdessen gab ich Befehl, einen Landungstrupp zusammenzustellen. Ohne weitere Worte, schweren Schrittes ging er der Aufgabe nach. Ich wünschte, ich hätte ihn besser behandelt.
Ich konnte ihm von da an, nicht mehr in sein vernarbtes Gesicht blicken. Nie wieder.
Kaliks erstattete mir einen genaueren Bericht. Dabei habe es ein kleines Team geschafft die Triebwerk-, Lebenserhaltungs- und Kommunikationssysteme abzuschalten. Dadurch war das Kommandoschiff von Netkas Schwerkraft angezogen worden. Laut meinem Servitor könnte es überlebenden Kabalen trotzdem wieder gelingen, Kontakt zu anderen Flotten herzustellen, falls es denn noch welche geben sollte.
Zudem fügte er hinzu, dass mich die Königsflotte beinahe tot im All aufgelesen hatte. Ich hatte also die gesamte Schlacht eingefroren verpasst. Trotzdem erwies mir der König eine große Ehre, die ich nun nicht mehr nachvollziehen konnte. Durch die großen Fenster des Raumes blickte ich auf ein Trümmerfeld im Weltall. So viel Tod! War es nötig gewesen? All das?!
„Solaröfen und Generatoren auf vollem Betrieb! Ziel in Sicht!“, gab mir Kaliks über Funk durch, während ich im Hangar meines neuen Ketschs alle Skiffe besetzen ließ.
„Gut. Gibt es feindliche Bewegung auf der Oberfläche?“, gab ich zurück und ging bis zur Öffnung des Hangars. Dabei blickte ich auf die entgegenkommende eckige Vex-Landschaft. Konstrukte so weit man sah. Und inmitten dieser Anlagen, ein gewaltiges Raumschiff. Rauch stieg schwarz in den blassen Himmel auf.
„Großer Feindverband baut Schützenlinien um Absturzstelle auf. Fordere orbitale Verstärkung an!“, surrte Kaliks in meinen Ohren. Ich grübelte kurz, dann gab ich schnell zurück: „Nein! Wir dürfen die Daten nicht beschädigen! Fordere Truppenverstärkung an. Wir lassen die Vex Vorarbeit leisten und gehen von höher gelegener Position direkt ins Wrack. Bereite Schweißer für Hüllenbruch vor!“
Ein bestätigendes Signal, von der anderen Seite stellte mich zufrieden.
Kabaleinheiten zerschlagen und Daten sichern. Was konnte daran schwer sein?
Aber so wie der Krieg, bisher von Statten ging, erwartete ich auch dieses Mal irgendeine boshafte Überraschung. Zumindest grummelten meine Mägen wie verrückt und die neuralen Verbindungen gaben nervös Stromstöße an meinen mechanischen Arm ab. Die metallenen Finger kratzten an dem Schrapnellwerfer in meiner Hand.
„Position halten!“, gab ich zu Kaliks durch und der Ketsch blieb weit über der Absturzstelle, inmitten der Luft stehen. Die Skiffe starteten, einer nach dem anderen. Und zuletzt verließ ich den Hangar, unsichtbar und schwer bewaffnet.
Die Kabale hatten tatsächlich eine ordentliche Linie um ihr Schiff gezogen und sie mit Verteidigungssystemen aller Art ausgestattet. Und wie vorausgeahnt fühlten sich die Vex von ihnen bedroht und griffen in großem Stil die Aliens an. Arkus knisterte und Solar brannte in der Luft und das Donnern von explodierenden Projektilen war noch weit zu hören. Mein Skiff landete vorn am Wrack, in der Nähe des Bodens, wo Kaliks die Brücke vermutete. Dann kletterten wir abwechselnd durch die Luken und landeten sicher auf dem Metall unter dem Skiff. Die anderen waren ebenfalls zu uns gestoßen und begannen mit Schweißern die Hülle zu brechen. Ein Ring von Schützen sicherte, für den Fall eines Angriffs, die Umgebung. Die nicht allzu weit entfernten Rufe und Schlachtgeräusche waren beunruhigend. Wir wollten auf keinen Fall mit dem Rücken zu Angreifern stehen.
Wir begaben uns schließlich schnell hinein und versuchten einen Weg auszumachen. Denn im Inneren herrschte beinahe vollkommene Dunkelheit. Nur einige gelbe Lichter flackerten hier und da. Sie offenbarten schwach einen unendlich langen Korridor.
Ein gruseliger Anblick in Totenstille. Ich aktivierte einen Leuchtstab und ging voraus, während Kaliks mich instruierte. Wir hielten die Waffen im Anschlag und sicherten jede Ecke, jede Biegung und jeden Raum, den wir fanden. Ich konnte mir keinen Fehler mehr erlauben. Schließlich kamen wir in einen gewaltigen Vorraum, der wenigstens etwas erhellter war.
Hier wurde einiges zerstört und durcheinandergebracht. Der Boden schien ebenfalls nicht mehr ganz gerade zu verlaufen. Allerdings lag das wohl daran, dass das Kommandoschiff etwas schräg in den Konstrukten der Vex verhakt war. Unbeeindruckt gingen wir weiter.
Mehrere große Türen lagen auf unserem Weg, ehe wir endlich die Brücke erreichten. Ich musste an das gestohlene Waffenschiff denken, dass laut Kaliks im Hangar dieses Koloss zurückgelassen wurde. Die Brücke des Transporters erschien mir schon groß. Nun aber musste ich das Wort neu definieren. Die Halle wohl eher, war mit mehreren Ebenen ausgestattet. Verschiedenste Kommunikationsanlagen, Steuerungselemente und Anzeigen jeglicher Energieversorgung waren darauf verteilt.
Und ganz zufällig war die Besatzung noch am Leben. Und es dauerte nicht lange, bis sie auf uns aufmerksam wurden. Taniks feuerte auf die Psions, die uns sofort entgegenkamen. Andere taten es ihm gleich, während ich auf die größeren Kreaturen schoss. Einige Feinde waren sofort tot. Überrascht. Doch der Rest war viel schwieriger klein zu kriegen.
Ranghohe große Kabale griffen zu Maschinengewehren und metzelten meine Leute nieder. Wieder nahm der Feind uns auseinander; wieder gab es Tote. Ich konnte das nicht zulassen. Also feuerte ich ununterbrochen, sprang auf den Rücken einer der Anführer und stieß ihm einen Schockdolch in den Nacken. Ein weiterer versuchte auf mich zu schießen.
Ich wich aus und feuerte direkt auf seinen Helm. Blut und Gehirnreste wurden mit dem plötzlichen Knall aus seinem Kopf geschleudert. Und die letzten Paar setzten meine Leute und ich gemeinsam unter Feuer.
Es roch nach verbranntem Alienfleisch und geschmolzenem Gummi. Aber wir hatten unser Ziel endlich erreicht. Ich hatte mein Ziel erreicht.
„Servitor Noka beginnt mit Datensammlung!“, sagte Taniks. Ich würdigte ihn keines Blickes. Stattdessen betrachtete ich den Schmuck einer der Kabalanführer.
„Gut.“, gab ich trocken zurück. Im Winkel meines äußeren Auges erkannte ich, wie Taniks das Gesicht verzog. Er ging durch die Brücke und sah sich einige Waffen der Aliens genauer an. Der Servitor Noka, den wir sicher hergebracht hatten, gab mehrmals den Fortschritt seiner Arbeit an: „10% ... 20% ... 30% ...“ Als er bei der Hälfte angelangt war, spürte ich ein leichtes Beben.
Erst nahm ich es nicht ernst, doch als Nokas 60% erklangen, begann das gesamte Schiff zu grummeln. Es wurde schrecklich laut und es schien, als verlor ich den Boden unter meinen Füßen. Das Schiff neigte sich und brach durch eine Art erste Planetenschicht. Gestein kratzte an der Hülle entlang und löste ein grässliches Quietschen aus. Dann kam es zum Stillstand. Ich befreite mich aus einem Haufen Waffen und toter Psion. Kaum da ich die anderen erblickte, rief ich: „Raus hier! Zurück zu Skiff!“
Hektisch begannen wir die Brücke zu verlassen, jeden Gang zu nehmen, den wir gingen. Doch nun schien alles beinahe vollkommen schräg. Es war, als kletterten wir hinab. Die Korridore waren jetzt zu tödlichen Schluchten geworden, so ging es nur noch abwärts.
Und dort war nichts als Dunkelheit. Aber ein Lichtblick sagte uns, dass weit unter uns das Loch war, das wir in die Hülle geschnitten hatten. Servitor Noka wendete all seine Energie auf, um nicht wie ein Stein zu fallen. Er würde uns bald nichts mehr nützen, ohne Äther, ohne Energie. Aber die Informationen, die er enthielt, waren am wichtigsten, also wand ich alles darauf an, so schnell wie möglich dort rauszukommen.
Doch als wir dem Loch endlich nahe genug waren, begann das Schiff zu rutschen. Es brach aus dem Gesteinskonstrukten der Vex und fiel seitwärts. Ich erinnere mich nur noch daran, dass wir hart aufkamen. Danach war alles schwarz. Ich quetschte mich durch Kabel und Metallteilen hinaus. Grelles Licht zog mich an wie ein Insekt. Da stand ich nun, mit drei Armen und geronnenem Blut an meiner Stirn. Ich sah mich um. Das Schiff lag gigantisch hinter mir und unter meinen Füßen befand sich Gestein. In der Ferne erspähte ich etwas, das ich mir niemals hätte vorstellen können.
Gewaltige Maschinen pumpten Arkus Energie in das Innere des Planeten und führten einen steten Austausch mit der ersten Hülle dieser Welt. Netka war nicht einfach nur von den Vex befallen. Sie hatten diesen Fels in eine gigantische Maschine verwandelt. Wofür auch immer sie es vorgesehen hatten. So viel Arkus hatte ich zuvor noch niemals gesehen.
Ich spürte, wie etwas großes präsent war. Kein etwas, eher eine Horde. Andersartige Vex, weiterentwickelt als die Bekannten näherten sich dem Schiffswrack. Ich spürte ihre Anwesenheit. Ich vernahm ihre sprechenden Herzen, ihre Neugier und Verärgerung.
Mein Blick wanderte am Schiff entlang. Einer dieser Generatoren, die Arkus pumpten, wurde durch den Aufprall beschädigt und die Energie entlud sich wie ein Fluss in die Tiefe der Konstrukte. Auf dem Weg zerstörte es alles. Wir hatten ihre Arbeit zunichte gemacht, was es auch immer war. Ich vernahm ihre unbändige Wut, die stetig wuchs. Ihre Welt brach auseinander. Das Arkus fraß sich tiefer und tiefer. Aber ich empfand kein Mitleid. Ich fühlte Angst. Ich wollte leben. Weg wollte ich. Mit aller Kraft die mir geblieben war, legte ich die Trümmer zur Seite, kletterte wieder hinein, wo ich hergekommen war.
„Taniks!“, rief ich in die Dunkelheit. Stöhnen führte mich den Korridor entlang. Und da fand ich ihn, mit den anderen Überlebenden neben dem zerstörten Servitor Noka hocken.
„Servitor tot! Daten sind aber noch vorhanden", antwortete Taniks mir. Ich kniete mich im Halbdunkel zu den Überresten von Noka und kramte in den Kabeln herum.
„Datenbank sitzt meistens mittig. Hilf mir das Auge zu entfernen!“, meinte ich.
Taniks schien mich zwar nicht zu mögen, aber er half mir dennoch. Auch die Anderen packten mit an. Sie entfernten die überflüssigen Teile und trennten die Kabel, die mit Nokas erloschenem Herzen verbunden waren.
In meinem COM hörte ich ein Surren, als wir uns dem Ausgang näherten. Es war Kaliks.
Ich trug Nokas Auge hinaus und half den anderen ebenfalls ins Licht zu gelangen. Nun mussten wir von Netka verschwinden.
„Kaliks, hier Tolliks. Wir sind sicher und haben die Daten, ermittle Position zur Abholung!“, gab ich durch. Es kam keine Antwort, nur Rauschen. Und die Vex kamen näher.
Erwartungsvoll sah ich hinauf, zum Loch, das das Kabal-Kommandoschiff hineingerissen hatte. Ein einzelner Ketsch flog dort hindurch. Erst klein, dann immer größer. Schließlich erkannte ich ihn, es war mein Ketsch und es waren meine Skiffe, die uns retten kamen.
Die Vex hatten uns bereits erreicht, sodass wir unter Beschuss in die Skiffe kletterten.
Und obwohl wir uns entfernten, feuerten die Maschinen weiterhin auf uns. Ohne Erfolg. Sie schienen sich nun wie wilde, wütende Kreaturen zu verhalten, dessen Lebenswerk vernichtet war. Und obwohl ich erst dachte, dass sie alles wieder aufbauen könnten, musste ich eingestehen, mich geirrt zu haben.
Als wir den Planeten verließen, sah ich, wie Unmengen an Vex in Portale stürmten und sogar von den übrigen Kabalen abließen. Und im Orbit sah ich, wie diese Welt verblasste. Das Arkus erlosch, die Hülle brach und eine gewaltige Solar-Arkus-Explosion zerriss die restlichen Konstrukte.
Die Kabale waren hier geschlagen, gemeinsam mit den Vex. Doch was sollte noch kommen? Was lag da draußen, zwischen den Sternen in der Dunkelheit?
Gelbe Banner zierten den Saal des Sprechens und Denkens der Hauptstadt von meiner Heimatwelt Kato'ril.
Die vielen Könige vieler Welten und Reiche nahmen auf ihren Sitzen in dem runden Raum platz. Ich selbst fand mich neben Sel'klahr wieder. Blicke lasteten auf mich. Ich war neu und zudem halb Maschine. Immer wieder beobachtete ich, wie einer der Könige auf meine Armprothese starrte. Unwohlsein machte sich in mir breit. Doch auch Freude. Noch nie saß ich in einem Saal des Sprechens und Denkens. Dort trafen sich die ersten Könige und verabschiedeten das Bündnis. Zuvor herrschte Zyklen lang Kriege zwischen Häusern, die sich alle als Könige erhoben. Sie waren ohne Schiffe, ohne Servitoren. Aber sie sprachen große Worte und einten uns, die Eliksni. Mittlerweile waren diese Treffen zur Tradition geworden. Zu jeder wichtigen Entscheidung kamen sie zusammen, flogen mit ihren Sprungschiffen an. Sie sprachen, dachten und entschieden. Und ich dachte, endlich Teil dieser großen Reden zu werden. Doch ich war aus einem anderen Grund hinzugerufen worden.
Drei Könige erhoben sich auf der gegenüberliegenden Seite und sprachen die Worte des Bündnisses auf den drei Sprachen unserer Vorväter. Sie riefen der Reihe nach ihre Namen.
Virkas stand ganz rechts. Er war ein groß gewachsener Mann, dessen Banner das Symbol des Lowo' trug, ein Fell besetztes vierbeiniges Tier, das auf Kato'ril beheimatet war. Ein grausames Wesen, das seine Beute im Rudel jagte. Ich prägte mir das Gesicht des Königs ein. Er war unverkennlich. Trotz der Bündniszeit seither, wirkte er angespannt. In seinen vier Augen lag eine erschreckende Ungeduld. Er schien alles im Blick zu behalten und immer zwei seiner Arme hinter dem Rücken, unter seinem blauen Mantel zu verbergen. Vielleicht hatte er dort eine Waffe; bereit sie zu verwenden.
Elikir' stand ganz links. Sie war eine Frau und erst zur Ratskönigin ernannt worden. Neben den anderen wirkte sie klein und schwach. Doch man sprach von unglaublicher Kraft, die hinter ihrer Maskerade versteckt war. Ihr Vater, ihr Vorgänger war einige Tage vor ihrem Aufstieg zur Königin, an einer mysteriösen Krankheit gestorben. Nun lastete ein ganzes System im Kasi-Quadranten auf ihren Schultern.
Auch ihr Gesicht merkte ich mir. Kleine blitzende Augen, voller Sorge und gleichzeitig angereichert mit Macht und Anmut.
Kirlash befand sich zwischen den anderen beiden. Er war noch älter als Virkas und schon bei der Gründung des Rates und Beschluss des Bündnisses dabei gewesen. Kirlash stützte sich auf einem Stab und stand gebückt da. Seine Stimme war rau und alt. Und damit ihn seine Krankheit nicht zerfraß, trug er Ätherbehälter direkt an seiner Maske, die er nie absetzte. Sein Gesicht erkannte ich nicht, also prägte ich mir seinen reich verzierten und gemusterten Helm gut ein.
Und zu guter Letzt erhob sich mein König und wies mich an, dasselbe zu tun. Also stand ich neben Sel'klahr und wir verbeugten uns gemeinsam vor den hohen Königen. Dann begann er mit seinem Anliegen und ich beobachtete die Situation:
„Ihr rieft zum Rat, da ihr wisst, was geschehen ist im Duwirik-System, da ihr meinen Bericht kennt. Nun muss ein Urteil gefällt werden, über Tolliks...“
Kirlash unterbrach Sel'klahr und wandte seinen Blick auf mich. Da wusste ich, wo ich war. Ich, Tolliks, Meisterkell stand vor Gericht. Ich hatte davon allerdings nur gehört. Die Könige vollzogen ihre Strafen nach dem Gesetz der Gewalt. Meist ließ man jemanden die unteren Arme abschneiden, wegen anderer, schlimmerer Taten sogar das Leben beenden. Und wie mich Virkas anblickte, sagte mir, dass dieser mich foltern wollte.
Kirlashs Unterbrechung lenkte allerdings meine Aufmerksamkeit wieder auf seine Worte: „Richtig. Der Zerstörer von Netka!“, sprach er.
Der gesamte Saal blickte nun auf mich.
„Mehrere Zyklen lang Quelle für Arkus, Kriegsgebiet gegen die Vex, sie im Zaum zu halten. Die Kabale dort besiegt, aber ein wichtiger Planet verloren. War es nicht Ziel, die Kabal Bedrohung abzuhalten? Und nicht, mit ihrem Schiff, genannte Welt zu zerstören?“, fuhr er fort. Mein mechanischer Arm zuckte. Die drei metallenen Fingerglieder der Hand tanzten nervös. Während ich versuchte meinen Kopf stillzuhalten, zuckten die drei Finger meiner anderen noch fleischlichen Hände.
„Tolliks! Durch dein Handeln siegten wir, aber durch dein Handeln verloren wir auch. Das zieht das Gesetz der Gewalt hinzu. Dein Vergehen war unbeabsichtigt, das mindert deine Strafe. Doch es wird schmerzen!“, beschloss Kirlash. Plötzlich trat Sel'klahr in die Mitte des Saales. Er verbeugte sich erneut.
„Entschuldigt ihr Hohen! Aber bitte gebietet mir, zu bestrafen! Er untersteht mir! Meinem Banner!“, sprach er.
Ich wusste nicht, was geschah, ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte. Hätte ich mich geweigert eine Strafe anzunehmen, hätte man mich Bannerlos gemacht und zum Tode durch Gewalt verurteilt. Also musste ich akzeptieren, was entschieden wurde. Aber ich fürchtete mich. Und ich schwitzte. Mein Nackenfell begann zu jucken und mein Helm wirkte immer schwerer.
„Sel'klahr, König des Urteils. Elikir' gewährt euch zu strafen", begann Elikir'.
„Bestraft nach eurem Gesetz der Gewalt! Kirlash gewährt euch zu strafen!“, sagte auch Kirlash.
Doch Virkas schwieg. Er blickte die Könige neben sich an, mit einem Blick, den ich nur als Entsetzen deuten konnte. Dann sah er von Sel'klahr zu mir rüber. Ich wich den feurigen Augen nicht aus, sondern blickte starr und so gut ich konnte, ohne Emotionen zurück.
Um das Schweigen zu unterbrechen, stampfte Kirlash auf. Virkas zögerte noch, dann sprach letztlich auch er: „König Urteil. Bestrafe, wie der Zerstörer von Netka...“, er blickte wieder zu mir „... es verdient hat! Virkas gewährt euch, nach dem Gesetz des Banners zu strafen!“
„Ich danke den hohen Königen, für die Erlaubnis!“, sagte Sel'klahr und wandte sich mir zu.
Ich blickte in seine gerechten Augen und wusste in diesem Moment, dass er fair urteilen würde. Und ich wusste, dass er mich mochte. Er wollte mich nicht verstümmeln. Aber er musste mich strafen.
„Tolliks, Zerstörer der Vexwelt Netka. Ich strafe dich nach meinem Gesetz der Gewalt! Du wirst kämpfen, ohne Waffen, ohne Rüstung. Siegst du, bist du von deiner Schuld befreit! Verlierst du ... bist du des Todes!“, urteilte der König über mich.
Meine Mägen waren verkrampft und mir war schlecht geworden, doch ich verneigte mich, bereit meiner Strafe entgegenzutreten. Zwei Arme zur Seite gestreckt, zwei nach vorne und die Hände zu einer Schale gehalten. Sel'klahr strich darüber und ich erhob mich wieder.
„So soll es sein! Wir werden den Vollzug der Strafe bezeugen!“, beschloss Kirlash und beendete damit den Rat der Könige.
Das erleichterte mich recht wenig. Denn in meinem Kopf wiederholte ich laufend, was gesagt wurde: „Tolliks, Zerstörer von Netka... Kampf auf Leben und Tod ... Zerstörer von Netka...“
„Tolliks!“, riss mich Sel'klahr schließlich aus den Gedanken. Er hatte mich nach draußen begleitet und legte mir freundschaftlich eine Hand auf die Schulter. Ich wollte ihn nicht wissen lassen, dass ich Angst hatte. Er war mein Retter. Denn sicher war, dass Virkas mich verstümmelt hätte. Nun musste ich mich aber einem Gegner stellen, der mich genauso verstümmeln könnte. Allerdings durfte ich mich dabei wehren. Das war ein Lichtblick, eine Chance und ein Test. Ja, Sel'klahr testete mich. Aber wofür?
Die Hauptstadt von Kato'ril hatte einen simplen Namen: Go'dren; das bedeutet „für immer“.
Go'dren war Zentrum für alle Eliksni, es war Zuhause der Könige und der Ursprungsort unserer Zivilisation. Und im Herzen dieser Stadt sollte ich nach dem Gesetz der Gewalt meine Strafe erhalten. Auf einem großen Platz versammelten sich beinahe alle, um das Geschehen zu beobachten. Auch die Könige waren anwesend. Sie sahen von einem Gebäude aus zu. Sie waren nicht allzu weit entfernt, sodass ich ihre vielsagende Blicke deuten konnte:
Kirlash war neugierig über den Ausgang des Kampfes, Virkas freute sich voller Erwartung, mich leiden zu sehen und Elikir' schien besorgt zu sein. Sie zeigte von allen drei Königen am meisten Mitgefühl. Zudem verstand sie mein Handeln mehr noch als die anderen Beiden. Und ich wusste, warum sie sich um mich sorgte. Ich hatte nur drei Augen und drei Arme. Meine Prothese nahm man mir ab. Ich war meinem Gegner unterlegen. Aber mir war nicht danach, deshalb aufzugeben, ich konnte auch nicht aufgeben. Stattdessen rief ich mir in Erinnerung, was Sel'klahr mir nach dem Gericht sagte:
„Dein Gegner wird ein Kell sein. Er hat seine Besatzung in den Tod geschickt und seinen obersten Kommandanten ermordet. Man sagt, er habe ein krummes Geschäft mit Bannerlosen gemacht. Er war unter Arrest, jetzt hat er dieselbe Chance wie du. Kovor sein Name, er ist gefährlich, lass dich nicht treffen; er schlägt hart zu!“
Danach ging er mit mir hierher und Königswachen nahmen mir alles ab, bis auf meine Hose. Nun stand ich dort, klein und verletzlich. Mein Rückenfell sträubte sich, als ich den angekündigten Kovor sah.
Sie zerrten ihn aus einem Gefangenentransporter und entfernten seine Ketten. Er war mindestens zwei Köpfe größer und besaß vier muskulöse Arme. Ich wirkte wie ein Niemand im Vergleich zu diesem Monster. Er schnaubte wütend und starrte mich finster an. Zudem war sein Körper mit Zeichen übersät, die seine Geschichte darstellten.
„Kampf bis zur Niederlage oder Tod, als erste Strafe des Urteils! Nach dem Gesetz der Gewalt von König Sel'klahr!“, sprach ein dürrer Eliksni von einem Podest aus und erregte so die Masse zu brüllen. Auch Kovor brüllte.
„Kovor, der Mörder kämpfe für deine Freiheit!“, erklang wieder die Stimme des Sprechers.
„Tolliks!“, wandte er sich nun mir zu. Doch als die Masse meinen Namen hörte, wurde es still. Sie tuschelten, sprachen über mich. Blicke lasteten auf meinen Stummel, der einmal einer meiner Arme war. Ich war der Erste ranghohe Kell, der trotz seiner Behinderung weiterkämpfte und auch immer noch seinen Dienst weiterführen durfte.
„Tolliks, Zerstörer von Netka! Kämpfe dich von deiner Schuld frei!“, brüllte der Sprecher befehlend in seinen Stimmenverstärker.
Als ich meinen Blick von dem Podest wieder löste und Kovor sah, schrak ich zusammen. Dieser Eliksni kam mit großen Schritten und laut schnaubend auf mich zugerannt. Er holte seine zwei linken Arme zum Schlag aus. Ich stand nur wie angewurzelt da. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Da traf mich auch schon sein erster Schlag. Es fühlte sich an, als hätte ich Kabalgeschosse gefressen. Mein Gesicht schmerzte, einige meiner kleineren Zähne flogen durch die Luft und landeten neben mir im Dreck. Kovor ließ mir aber keine Zeit mich wieder aufzurappeln, stattdessen ergriff er mich und wirbelte mich durch die Luft.
Ich glaube, ich schlitterte mehrere Meter durch den staubigen Boden und schluckte Steine.
Kovor brüllte triumphierend, doch er war noch nicht fertig mit mir. Ich hörte seine schweren Schritte, sein freudiges schnaufen. Und für den Bruchteil einer Sekunde sah ich hinauf, durch das Fenster, hinter dem die Könige standen. Und mein Blick traf auf Elikir'. Sie gab mir mit ihren Augen zu verstehen, was getan werden musste und ich nickte, so deutlich, dass sie es erkennen konnte. Dann zog ich mich aus dem Dreck, kroch einige Schritte auf Kovor zu, und als er mich packen wollte, schlüpfte ich durch seine Beine und ergriff seine unteren Arme. Mit meinem dritten Arm schlug ich, so kräftig ich konnte auf seine Knochen ein, bis sie brachen. Kovor stieß einen gequälten Schrei aus und zog seine schmerzenden Glieder von mir fort. Doch im gleichen Zug wandte er sich um und traf mich wieder im Gesicht. Ich taumelte zurück und mir wurde schwarz vor Augen. Der Boden existierte plötzlich nicht mehr. Ich fiel, dachte ewig zu fallen, doch ich kam hart auf. Alles schmerzte und Blut rann mir aus einer Wunde am Kopf. Als sich wieder ein Bild vor mir ergab, schrak ich erneut zusammen, doch dieses Mal wich ich aus. Kovor rammte seinen Fuß mit voller Kraft auf die Stelle, wo ich eben noch gelegen hatte. Schnell stand ich wieder auf, verpasste ihm einige Schläge aufs Knie und wich wieder aus. Damit hatte ich ihn richtig wütend gemacht. Er schlug wild um sich, brüllte, warf mit Dreck. Er wollte mich blind machen. Das gelang ihm auch beinahe, als ich auf eine kindische Idee kam:
„Hinter dir!!“, rief ich ihm zu. Ich dachte nicht, dass es funktionieren würde, doch er fiel tatsächlich darauf rein. Er hörte für einen kurzen Moment auf, mit Staub zu werfen. Diesmal ergriff ich eine Handvoll Dreck, sprang auf seinen Rücken und klatschte ihm alles direkt ins Gesicht. Er schnaufte.
„Du verdammter...! Ich töte dich!“, schrie er und versuchte mich wieder zu ergreifen. Ich hatte drei seiner Augen verletzt und er war so gut wie blind. Trotzdem nahm er mich noch wahr und wendete alles darauf an, mich zu kriegen.
Ich rutschte von seinen Schultern ab und fiel. Aber es gelang mir mich sofort wieder aufzurichten, um ihm sogleich ein paar Tritte zu verpassen. Ein Knacken sagte mir, dass ich einen weiteren Knochen gebrochen hatte. Ein Schmerzensschrei bestätigte, was ich dachte. Doch als ich erneut zutrat, packte Kovor mein Bein und stieß mehrfach mit seinen Ellbögen auf mich ein. Ein gewaltiger Schmerz durchströmte meinen Körper, als mein unterer Beinknochen viermal brach. Ich taumelte Rückwärts, hüpfte von ihm fort. Aber er bekam mich wieder zu fassen. Zwei Schläge trafen mich an der Brust, ein Weiterer erneut direkt ins Gesicht. Ich fand mich voller Schmerzen im Dreck wieder, schmeckte Blut und spürte wütende Schritte auf mich zukommen. Schnell aufrichten, dachte ich; aber gebrochene Rippen klemmten mir die Luft ab.
„Jetzt bist du tot!“, hörte ich Kovor. Er packte mich mit seinen heilen Händen und hob mich hoch. Als er mich allerdings Richtung Grund schmettern wollte, befreite ich mein gesundes Bein und trat ihm gegen den Hinterkopf, sodass er seinen Griff lockerte und ich auf seinem Rücken landete, wo ich mich mit letzter Kraft um seinen Hals klammerte.
Kovor rang nach Luft, als ich ihn mit meinem Körpergewicht würgte. Nicht einmal seine kläglichen Versuche mich zu packen, lösten meinen Griff.
Ich war beinahe kampfunfähig, aber ich wollte nicht sterben und er stand zwischen mir und dem Leben, also ließ ich nicht los. Er röchelte und spuckte.
Plötzlich lockerte er sich und sackte zusammen. Erschöpft vom Kampf stolperte ich einige Schritte von ihm weg und sah mich in der Menge um. Sie wirkten nicht begeistert, aber sie sahen auch nicht wütend aus. Sie waren eher erstaunt. Aber noch mehr interessierte mich, was die hohen Könige dachten.
Ich hob meinen Kopf zu ihnen und erkannte verschwommene Gesichter.
Kirlash hatte den üblichen Ausdruck, aber Virkas sah verärgert und enttäuscht aus.
Elikir' lächelte. Doch als ich gequält zurücklächelte, blickte sie erschrocken drein. Leider wusste ich, was das zu bedeuten hatte. Hinter mir erhob sich ein Schatten, ein Mörder mit unglaublicher Wut auf mich. Kovor hatte sich wieder aufgerichtet, er lebte noch und holte zum finalen Schlag aus. In diesem Moment hörte ich einen Pfiff, und als ich nach dessen Ursprung suchte, sah ich eine Waffe auf mich zufliegen. Ich ergriff sie und drückte den Abzug sogleich durch. Ein lauter Knall erschütterte Mark und Knochen und ein Schwall äthergetränktes Blut schoss mir entgegen; Knochenstücke und Gehirnreste landeten im Staub und Kovor sank tot zu Boden.
Das war das Gesetz des Banners, das war das Gesetz der Gewalt. Ich hatte gesiegt und das Recht der Waffe erhalten. Doch als ich abgedrückt hatte, erschoss ich nicht nur Kovor. Ich tötete auch einen Teil von mir.
Ich hatte zwar schon öfter Männer verloren, doch sie starben nicht durch meine Hand. Kovor war der erste Eliksni, den ich getötet hatte und ich... ich fand es gerecht. Er war ein Mörder. Er hatte es verdient und ich wollte leben.
Doch der Schock stand mir noch ins Gesicht geschrieben. Obwohl mein Gegner bereits lag, hielt ich die Waffe immer noch auf die Stelle gerichtet, wo er gerade noch gestanden hatte. Eine helfende Hand senkte die Schockpistole und nahm mir damit die Bürde ab. Dieser Jemand war Sel'klahr.
„Beruhige dich Tolliks! Der Kampf ist vorbei... hörst du es nicht?“, sagte er. Und tatsächlich, die Eliksni riefen mir zu und einige Wachen kamen mit meiner Rüstung und meiner Armprothese. Ich konnte zwar nicht lächeln, aber ich war froh. Ich war froh zu leben, ich war froh, dass Sel'klahr mich auf gleicher Höhe betrachtete und ich war froh, dass ich als Vernarbter respektiert wurde.
Ich nahm ihnen gleich meinen robotischen Arm ab und setzte ihn auf den Stummel. Als er sich mit den eingepflanzten Rezeptoren verband, spürte ich wieder die mittlerweile gewohnte Präsenz in meinem Hirn. Doch ich war schwer verletzt und Rüstung und Armprothese änderten daran nichts. Deshalb stützte mich Sel'klahr bis zum Gebäude, von dem aus die hohen Könige zugesehen hatten. Einige kleinere Diener kamen mit Verbänden und flüssigem Äther, um mich zu verarzten. Eine Ehre, die sonst nur Königen zuteilwurde.
Ich verbrachte bereits einige Stunden in einem Raum, während mir heilendes Äther injiziert wurde. Ich versuchte zu schlafen, aber ich tat kein Auge zu, also versuchte ich mich abzulenken, doch es gab nichts, womit ich mich beschäftigen konnte. Mein Körper schmerzte und ich sah nur verschwommen. Es war eine Quälerei, doch ich jammerte nicht, denn ich lebte. Und als ich dachte, dass ich noch lange alleine sein würde, kam plötzlich jemand in meine Kammer. Die Gestalt war in einen Umhang gehüllt und verschloss die Tür. Geheimnisvoll kam sie auf mich zu und setzte sich auf den Rand meiner Liege. Als sie die Kapuze zurückwarf, sah mich Elikir' an. Und sowie ich sie erkannte, sagte ich mit einem überraschten Ton ihren Namen.
„Sei leise!“, gebot sie mir und stattdessen flüsterte ich: „Wieso kommt ihr zu mir?“
Sie sah kurz zur Tür, dann wieder zu mir. Sie rückte etwas näher und flüsterte ebenso:
„Du bist stark und intelligent. Aber ich habe heute gesehen, wie du mit dir gerungen hast, ich respektiere so etwas.“ Ich wusste nicht, warum sie deswegen flüsterte, nur um mir das zu sagen, aber ich hatte ohnehin mit einem merkwürdigen Gefühl zu kämpfen, seitdem sie mir nähergekommen war.
„Unser Volk ist im Umbruch Tolliks! Jemand hat vor, Sel'klahr und uns, die hohen Könige zu töten. Sel'klahr vertraut dir und er wird dich bald, wenn du wieder gesund bist, zum engsten Berater ernennen. Beschütze ihn, er könnte unsere Welt verändern. Und... Und finde heraus, wer damit zu tun haben könnte. Meine Reißer haben noch nichts, aber die Bedrohung ist real...“, fuhr sie fort.
Diese Nachricht schockierte mich und ich wusste nicht recht, wie ich damit umgehen sollte. Aber weil ich sie nicht enttäuschen wollte, nickte ich. Sie lächelte kurz, dann entschwand die Freude wieder der Sorge. Sie wandte sich zum gehen, als sie kurz innehielt.
„Und Tolliks... sei vorsichtig!“, sagte sie und wirkte dabei auf eine ganz andere Art und Weise besorgt. Ich war noch niemals einer solchen Frau begegnet, und ich mochte sie, mehr als es mir zustand. Und das war der Grund, warum ich ihr noch nachblickte, als sie die Kapuze wieder überzog und den Raum verließ, das war der Grund, warum ich lange Zeit kein Auge mehr zu bekam. Ich verspürte den Drang sie wiederzusehen, aber nicht ohne Informationen, nicht ohne ihr sagen zu können, wer dahinter steckt...
Der Himmel erstrahlte lila und die Wolken brachen das Licht der roten Sonne von Kato'ril. Es war lange her, dass ich auf meiner Heimatwelt gewesen war. Lange, dass ich dieses schöne Schauspiel betrachtet hatte. Nun waren schon einige Wochen vergangen, mein Körper hatte sich langsam erholt. Die Knochen meines Beines wuchsen wieder zusammen. Ich war hart im Nehmen, und da ich es nicht mehr in meiner Kammer aushielt, hatte ich mich aufs Dach des Turmes geschlichen, in dem ich verpflegt wurde. Von dort konnte man alles betrachten. In die Ferne blicken.
Ich hatte das alles vermisst. Auch wenn ich mir eingestehen musste, dass ich schon vor vielen Zyklen den Weltenraum zu meinem Zuhause gemacht hatte. Allerdings konnte ich nicht bestreiten, das Kato’ril von allen Welten, die ich bisher gesehen hatte, immer noch die Einzigartigste war.
Doch etwas hatte sich verändert. Etwas war anders; nicht mehr wie früher.
Ich suchte vergebens die Äthermeere. Alles was ich erblickte waren kleine Tümpel, gewaltige Fabriken, welche die Natur schändeten und wie bedrohliche metallene Klötze in den Himmel aufragten. Rund um Go'dren war die Wildnis dem Erdboden gleichgemacht und Eliksni drängten sich in einem großen Gebiet in Slums.
Ich hörte von vielen Kriegsverletzten, Leuten wie mir, die keine Prothesen kannten, die keine Chance mehr bekamen. All diese Eliksni lebten dort, rund um die Stadt; ausgegrenzt von der Gesellschaft.
Ich war entsetzt und traurig. Einmal gab es dort viele Pflanzen, weite Wiesen und Seen. Ein Meer lag südlich der Stadt und wilde Loudwor Herden zogen durch das Land.
Auch damals war Go'dren eine große Stadt, doch sie war eine Stätte der Natur, des Friedens und der Wissenschaft. Es war mit dem, wie ich es nun sah, nicht mehr zu vergleichen. Nun stand aber alles im Umbruch. Sel'klahr, mein König hatte vor ein neues Gesetz zu festigen. Er wollte Meister von Go'dren werden und stand im Konflikt mit einigen anderen Königen. Und seine Beweggründe waren mir so deutlich wie ich mir selbst. Sel'klahr wollte das alte Zeitalter wieder aufleben lassen, nur besser und gerechter. Mit mir hatte er angefangen. Einen vernarbten, dreiarmigen Kell als seinen Schützling anzusehen und ihm das Recht des Banners zu geben.
Der Rat schien sogar auf seiner Seite, das könnte einigen überhaupt nicht gefallen. Was bedeutete, dass er und die anderen Könige tatsächlich in großer Gefahr waren.
Als ich wieder in meiner Kammer war, warteten bereits Sel'klahr und mein Servitor Kaliks gemeinsam mit einigen Wachen dort.
„Tolliks! Wo warst du?“, fragte mein König.
„Die Aussicht genießen... mein Herr!“, verneigte ich mich zur Begrüßung.
Er lächelte und schlug mir vorsichtig auf die Schulter.
„Es gibt Interessantes zu berichten!“, begann er. Ich fragte natürlich, warum er persönlich kam, aber er fuhr schnell fort:
„Dein Servitor hat gut gearbeitet. Hat zerstörte Einheit Servitor Noka untersucht und alle Daten entschlüsselt!“ Ich staunte nicht schlecht, wie ich das hörte. Ich fragte mich schon, wie lange Kaliks dafür noch brauchte, hatte es aber auch beinahe schon vergessen.
Sel'klahr bemerkte meinen Blick und fuhr weiter fort:
„Kabale besitzen gewaltige Flotte, die auf dem Weg ins Duwirik-System ist. Der Rat hat Truppen aus dem System abgezogen und Sammlerketschen haben Trümmer der Schlachten entfernt. Kabale kriegen keine Informationen zu unserer Heimatwelt. Der Verlust von Netka war unvermeidbar. Kabale sind immer noch zu stark und ihr eigentliches Kommando wäre unserem weit überlegen. Das bedeutet...“, Sel'klahr hielt kurz inne und ließ mich alles verarbeiten.
„Das bedeutet Tolliks, dass du offiziell durch das Recht des Banners und des Krieges zweimal frei bist. Und deshalb ernenne ich dich hiermit zu meinem Berater und damit zum Nachfolger meines Amtes", verkündete er.
Ich sank ehrerbietig auf die Knie und streckte alle Arme von mir, bis auf die zwei oberen, die ich zu einer Schale formte. Der König bat mich aufzustehen und schlug mir dann erneut vorsichtig auf die Schulter. Seine vier Augen sahen tief in meine Drei und gaben mir Kraft.
„Nie wieder!“, sagte er. „Nie wieder wirst du dich vor mir verbeugen müssen! Nun bist du mir gleichgestellt, beinahe König. Verneige dich nur vor den Ältesten, aber lasse dich von niemand anderen brechen!“
Mit diesen Worten verließ Sel'klahr meine Kammer und ließ mich mit Kaliks zurück. Alleine mit meinem Servitor, der weder Freude noch Schmerz empfand. Er beglückwünschte mich nicht einmal, aber immerhin trug er meinen neuen Rang in seine Protokolle ein.
Ich sagte Kaliks, er solle sich um meinen neuen Ketsch kümmern und Taniks zu mir schicken. Das tat der Servitor auch und ließ mich in meiner Kammer alleine.
Langsam fühlte ich mich darin unwohl, aber mein Bein war noch nicht ganz verheilt und viel schlimmer waren noch meine Rippen. Jeder Atemzug stach und jede Erschütterung schmerzte. Deshalb sollte ich noch ein paar Tage bleiben. Allerdings wollte ich für ein Fest wieder fit sein. Man hatte vor den Sieg über die kleine Kabalflotte zu feiern und die Gefallenen zu ehren. Alle Könige wollten daran teilnehmen und damit auch Elikir'.
Ich hatte Taniks seit Wochen schon nicht mehr gesehen. Abgesehen davon, dass wir uns aus dem Weg gingen. Nun schien es sogar noch größere Reibungen zwischen uns zu geben, denn meine Beförderung blieb nicht unbekannt. Leider aber blieb Taniks unbelohnt für seine Arbeit. Ich hatte also eine Idee, ihm zu neuem Ruhm zu verhelfen. Ich konnte ihn nicht einfach befördern, auch wenn er es tatsächlich verdient hatte, aber die Gesetze verboten es. Also bot ich ihm an, bei der Aufklärung einer Verschwörung zu helfen. Würde es ihm gelingen Informationen darüber zu finden, dann hätte er alles Recht auf einen neuen Rang. Taniks wirkte nur teilweise zufrieden, aber er verließ meine Kammer und ging der Aufgabe nach.
Ich muss zugeben, ich habe bis heute keine Ahnung, was Taniks die darauffolgenden Tage lang machte, aber wir trafen uns wie verabredet auf dem Dach des Turmes.
Er war mir wie ein Schatten gefolgt und hatte darauf geachtet, dass uns niemand beobachten würde. Dann begann er mir leise zu erzählen, was er herausgefunden hatte:
„Gibt Häuser der Bannerlosen, die ihre eigenen Banner sticken und es gibt Reißer, die ihre Könige mit falschen Informationen beliefern. Scheint Großes zu laufen, sieht nicht gut aus... Hinter Verschwörung soll ein König aus dem Rat stecken. Habe seinen Namen nicht gehört... Das war alles!“
Er zog sich leicht zurück, nicht vor Angst, mehr aus dem Grund, zu sehr in meiner Nähe zu stehen.
„Danke... Taniks. Aber suche weiter, ich brauche einen Namen. Sei dir sicher, du bekommst was du willst!“, gab ich ihm zur Antwort.
Taniks zuckte merkwürdig und aggressiv. „Du weißt nicht, was ich will!“, dann war er verschwunden.
Irgendwie war es mir egal. Ich hatte keine Lust gehabt, mich für alles zu entschuldigen, aber ich hatte ihm immerhin eine Chance gegeben. Damals dachte ich, wenn er sie nicht wahrnahm oder sah, dann sollte es mir egal sein.
Also war es mir auch egal und anstatt weiter darüber nachzudenken, kleidete ich mich für die Feier an. Ein Helm und eine Rüstung die meinen Rang symbolisierte, ein Banner, dass meine Zugehörigkeit darstellte und mein versteckter mechanischer Arm, der mich nicht so auffällig machen sollte. Ich dachte meine mechanischen Fingerglieder mit einem Handschuh zu verbergen, erschien mir zu diesem Anlass richtig.
Und ich hatte Erfolg. Niemand starrte mich mit diesem Ausdruck an, wie man auf Bannerlose blickte, auf Vernarbte; auf Verstümmelte. Ich fühlte mich, als würde ich das erste Mal richtig frei sein.
Zwischen Reichen und Ranghohen sowie Königen, an einem Ort, geschmückt mit den Bannern vieler alter Häuser und neuen Königreichen. Hier traf man auch Arme an, jene, die man als Soldaten ansah, als Anfänger. Einige wuchsen bereits reich und bekannt auf, Andere eher nicht. Sie mussten sich ihren Rang durch Krieg erkämpfen, durch Respekt und Ehre. Aber ich war aus einem anderen Grund dort, als zu bestimmen, wer wer war. Ich wollte Elikir' treffen.
Man veranstaltete ein Schlachtfest, auf dem Marktplatz, wo ich einige Wochen zuvor gegen Kovor kämpfte. Vier Lowo' kämpften in einem abgezäunten Bereich gegen einige vogelartige Wesen, die nicht fliegen konnten. Sie hatten allerdings Stacheln und zögerten nicht sie bei Gefahr einzusetzen. Die Lowo' hatten schwer zu kämpfen und einen erwischte es sogar übel. Jedes Mal, wenn eines der Tiere einen Angriff wagte, jubelten und brüllten die Anwesenden der Feier. Elikir' traf ich in der Nähe. Sie betrachtete das Geschehen eher unachtsam. Und bevor ich mich ihr näherte, konnte ich nicht um, sie zu betrachten. Aus irgendeinem Grund zog mich ihr Äußeres an. Sie war in einen großen roten Umhang gekleidet und trug eine prächtige Rüstung mit dem Banner ihres Reiches darauf. Durch die Rüstung erkannte ich ihre Formen, ihre zierliche Körperform. Auch wenn sich Frauen von Männern kaum unterscheiden, so sehen sie doch etwas kleiner und zerbrechlicher aus. Aber zu glauben, dass sie es sind, wäre ein Fehler. Ein gewaltiger sogar. Jedenfalls blieb mein Blick an ihrem nachdenklichen Gesicht haften. Ihre kleinen Augen starrten golden immerzu in dieselbe Richtung, ihre Lippen waren dünn und angespannt und ihre Nasenschlitze zuckten. Sie wirkte sehr besorgt. Auch ihre blauschwarze Haut und ihr Fell sahen blass aus. Sie war in noch größerer Sorge, als das letzte Mal.
Ich ging zu ihr und stellte mich unauffällig neben ihr.
„Elikir? Hohe Königin... Ich wollte mit euch sprechen", riss ich sie aus ihrer Gedankenwelt.
Sie schrak leicht zusammen, versuchte aber keine deutlichen Bewegungen zu machen. „Verdammt Tolliks...“, flüsterte sie. Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen, dann rückte ich allerdings näher an sie heran und tat so, als würde ich den Kampf beobachten, was ich auch tatsächlich irgendwie tat. Die Lowo' stürzten sich auf einen der Vögel und zerrissen ihn. Das letzte Federvieh wandte sich zur Flucht, doch dort war kein Entkommen.
„Hast du etwas herausgefunden?“, flüsterte sie, dabei strich sie sich ihr Kopffell nach hinten und setzte ihren Helm auf, den sie die ganze Zeit mit ihrem rechten unteren Arm gehalten hatte. Ich nickte ehrerbietig.
„Viel weiß ich nicht, aber wenn es wahr ist, dann steckt einer der Könige hinter der Verschwörung!“, flüsterte ich zurück.
Sie atmete schwer ein und wieder aus, dabei zuckten ihre vier Augen hin und her.
„Das ist nicht gut!“, meinte sie. Es war mir bereits klar, dass das nicht gut war, aber ich hielt das Ganze für noch zu früh, um sich solche Sorgen zu machen. Immerhin war noch genug Zeit, um den Verantwortlichen zu stellen, dachte ich. Und genau das konnte sie aus meinen drei Augen ablesen.
„Es ist genau richtig! Es gibt Aufstände in den Slums und einige Anschläge haben Opfer gebracht. König des Steines ist tot! Sein Kell Chelchis soll ihn bald ersetzen. Aber wir müssen handeln...“, sagte sie so leise sie konnte, aber etwas aufgebracht, dabei hatte sie sich leicht zu mir gedreht. Und in diesem Moment sahen wir einander in die Augen, wie wir es noch nicht getan hatten. Als es ihr bewusst wurde, blickte sie verlegen weg und stotterte leicht: „Ich... Ich werde den Rat einberufen.“
Um sie zu beruhigen, legte ich eine Hand auf ihre Schulter und sagte: „Sei vorsichtig!“
Ein flüchtiger Blick beendete unser Gespräch und sie ging, verschwand trotz ihrer Pracht mit einigen Wachen in der Menge.
Ich selbst blieb noch einen Moment länger stehen und beobachtete das Ende des Kampfes.
Die Lowo' hatten ihr Opfer eingekreist und bellten und fauchten. Das Vogeltier schrie und versuchte mit seinen Stacheln die Angreifer abzuwehren. Doch ein gerissenes Raubtier sprang es von hinten an. Die Kreaturen rangen darum, sich an dem Fleisch zu laben. Ihre Kräfte mit dem Blut des Vogels aufzutanken.
Ich sah zu, ich blickte in die Augen des toten Wesens und mich überfiel ein kalter Schauer. Etwas Grauenvolles lag in der Luft. Etwas, dass ich nur dem Tod zuordnen konnte. Der Dunkelheit in dieser Welt...
Weiter geht's mit Kapitel 7.2 im 2. Post!
Einen ganz besonders großen Dank an Throkir für seine Arbeit UND dass wir diese bei uns im Forum veröffentlichen dürfen!